Hast du Fragen? Kontaktiere uns jederzeit via E-Mail hallo@schulflix.com oder telefonisch unter +49 221 828 291 09.

Guide für Lehrkräfte

Was ist
Lehrergesundheit
und wie kannst du
sie fördern?

Wie steht es eigentlich um die Gesundheit von Lehrkräften in Deutschland? Egal, welche Studie man liest, die Ergebnisse sind ernüchternd. Wir wollen daher in diesem Dossier einen ehrlichen Blick auf das Thema Lehrergesundheit werfen.

von: Anna Rust

Meditation / Gesundheit

Du wirst lernen:

  • Welche Lehrkräfte statistisch gesehen häufig krank werden,
  • Wie das Schulsystem Lehrkräfte krank macht,
  • Welche Persönlichkeitstypen besonders anfällig sind,
  • Was du als Lehrkraft für deine Gesundheit tun kannst und wo du Hilfe bekommst.

 

Wie wird die Debatte zum Thema Lehrergesundheit geführt?

"Wenn wir das System nicht gegen die Wand fahren wollen, müssen Lehrkräfte noch mehr leisten als in der Vergangenheit schon." Diese Aussage stammt vom 27. Januar 2023 und sie kommt vom Olaf Köller, dem Vorsitzenden der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz. Auch im Interview mit der ZEIT entwirft Köller diverse Schreckensszenarien, alle scheinbar nur durch eins zu lösen: Lehrkräfte müssen mehr arbeiten und wer in Teilzeit arbeitet, soll nach Möglichkeit aufstocken! Netzlehrer und Schulflix-Autor Bob Blume hält in einem SPIEGEL-Gastbeitrag dagegen: "Diese Maßnahmen werden Lehrkräfte in die Dienstunfähigkeit befördern."

 

Welche Lehrkräfte sind gesundheitlich besonders gefährdet?

Im Bereich der Lehrergesundheit hat die als Potsdamer Lehrerstudie bekannt gewordene Untersuchung im Zeitraum vom Jahr 2000 bis 2006 wichtige Pionierarbeit geleistet. Sie hat nämlich herausgearbeitet, wessen Gesundheit demographisch gesehen besonders gefährdet ist und welche schulischen Faktoren dazu beitragen.

Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich in einem Satz zusammenfassen. Frauen sind deutlich gefährdeter als Männer und je mehr Dienstjahre die Lehrkraft hat, desto schlechter ist es um die Lehrergesundheit bestellt.

Statistisch gesehen stellen also Lehrerinnen mit vielen Dienstjahren die größte Risikogruppe dar. Alarmierend ist jedoch auch das Ergebnis, dass bereits jeder Dritte im Lehramtstudium bzw. Referendariat von chronischer Erschöpfung betroffen ist. Der Berufsanfang ist also ebenfalls eine sehr sensible Phase, in der sich Lehrkräfte erst in ihre Rolle einfinden müssen und anfällig für Stress sind. Lehrergesundheit ist also ein durchaus komplexes Thema. Denn wie du siehst, können unterschiedliche Personen aus unterschiedlichen Gründen gefährdet sein.

 

Was genau macht Lehrkräfte krank?

Lehrer:in ist ein wunderschöner Beruf – dieser bringt aber auch viele Stressfaktoren mit sich, denen du dich als Lehrkraft ausgesetzt fühlst. Einige Faktoren sind durch die Struktur und Organisation deiner Schule bedingt, andere ergeben sich aus den politischen Rahmenbedingungen.

Stressfaktoren für Lehrkräfte in der Schule

  • Zu große Klassen – Je mehr Schüler:innen in einer Klasse sind, desto stressiger ist es zu unterrichten, auch der Lärmpegel steigt dadurch an.
  • Zu hohe Stundenzahl – in Deutschland sind die Regelstunden für Lehrkräfte über das Deputat fest vorgegeben (und höher als in den meisten Ländern Europas).
  • Problematisches Schülerverhalten – Konflikte mit Schülerinnen und Schüler sind einer der größten Stressfaktoren für Lehrkräfte, besonders wenn sie wiederholt auftreten und mehrere Schüler:innen in einer Klasse betreffen.
  • Keine Rückzugsräume – Viele Schulen haben keinen Ruheraum für Lehrkräfte, der zur Erholung genutzt werden kann, sondern lediglich das meist ziemlich lebhafte Lehrerzimmer.
  • Pausenregelungen – Kurze Pausen zwischen den Stunden erzeugen nachweislich mehr Stress für Lehrkräfte als längere Unterbrechungen.
  • Inklusion und heterogene Schülerschaft – Inklusion ist ein wichtiger Schritt zur Gleichberechtigung, doch oft werden Lehrkräfte damit allein gelassen und müssen zusätzlichen Aufwand leisten.
  • Kein Nachweis von Arbeitszeiten – Als Lehrkraft arbeitest du mindestens genauso viel zuhause wie in der Schule. Allerdings wird diese Arbeitszeit nirgendwo nachgewiesen und Mehrarbeit entsprechend nicht erkannt und auch nicht bezahlt.
  • Teilzeit bedeutet meist mehr Arbeit – Studien konnten nachweisen, dass Lehrkräfte in Teilzeit meist zu viel arbeiten und relativ gesehen mehr als ihre Kolleg:innen in Vollzeit.

Neben diesen “Systemfehlern” kann es natürlich auch individuelle Faktoren geben, die deine Gesundheit als Lehrkraft belasten. Manche Menschen sind schlicht anfälliger für Stress oder finden in der Freizeit keinen gesunden Ausgleich, was den Stress in der Schule zumindest teilweise kompensieren könnte.

Um herauszufinden, wie anfällig du für Stress und Krankheiten bist, schauen wir erneut auf die Potsdamer Lehrerstudie. Diese unterscheidet vier Persönlichkeitstypen.

 

Vier Persönlichkeitstypen von Lehrkräften

Der sogenannte AVEM-Test dient dazu, das Gesundheitsrisiko für Lehrkräfte einzuschätzen. AVEM steht für Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster. Dabei gibt es vier Persönlichkeitstypen, zwei gesunde Typen (G&S) und zwei gefährdete bzw. für Erkrankungen anfällige Typen (A&B). Er wurde ursprünglich für Lehrkräfte entwickelt und ist heute ein weltweit anerkannter und häufig verwendeter Test zur Diagnose von Burnout.

 

Muster #G – gesund und engagiert

Das Muster G zeigt eine gesunde Einstellung gegenüber der Arbeit, die sich durch ein stärkeres, aber nicht übertriebenes berufliches Engagement, eine höhere Belastbarkeit und positive Gefühle auszeichnet. Lehrer mit diesem Muster sind besonders gut dafür geeignet, ihr erworbenes Wissen und Können, ihre pädagogischen Überzeugungen sowie Absichten erfolgreich umzusetzen.

 

Muster #S – gesund, aber beruflich distanziert

Das Muster S zeigt eine Schonungs- oder Schutzhaltung gegenüber der Arbeit, die sich durch geringes Engagement und wenige Auffälligkeiten in anderen Bereichen auszeichnet. Dies kann auf unzureichende Herausforderungen und/oder berufliche Unzufriedenheit hindeuten und im Lehrerberuf ein Hindernis für erfolgreiches Arbeiten darstellen, da Schüler:innen intensive Betreuung durch ihre Lehrkräfte brauchen.

 

Muster #A – engagiert, aber überfordert

Das Risikomuster A zeigt eine Überforderung durch zu viel Engagement bei gleichzeitiger Verminderung der Widerstandsfähigkeit und eher negativen Emotionen. Dies führt zu einem Risiko der Selbstüberforderung. Lehrer:innen dieses Typs werden oft wegen ihrer Hingabe geschätzt, jedoch kann es auf Dauer zu einer Überbeanspruchung und dem Übergang zum folgenden Risikomuster B (Burnout-Prozess) kommen.

 

Muster #B – erschöpft und innerlich distanziert

Das Risikomuster B ist durch ein anhaltendes Gefühl der Überforderung, Erschöpfung und Resignation gekennzeichnet. Das AVEM-Profil zeigt geringe Ausprägungen im Arbeitsengagement, deutliche Einschränkungen in der Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen und negative Emotionen. Dies entspricht den Symptomen in fortgeschrittenen Phasen eines Burnout-Prozesses, es muss jedoch beachtet werden, dass nicht alle Personen mit diesem Muster einen Burnout-Prozess durchlaufen haben. Wenn das Muster B stark ausgeprägt ist, ist es unwahrscheinlich, dass die betroffene Person noch ein guter Lehrer bzw. eine gute Lehrerin sein kann, da die verbleibende Kraft dafür nicht ausreicht und dazu verwendet wird, um irgendwie zurechtzukommen.

 

Was glaubst du? Was stärkt Lehrkräfte am meisten?

Was macht Lehrkräfte gesund?

 

1. Zusammenhalt mit Kolleg:innen

Laut Studien landet die soziale Unterstützung durch das Kollegium und die Schulleitung an erster Stelle. Das ist eine Stellschraube, an der sich drehen lässt. Wir müssen weg vom Einzelkämpfertum, das Generationen von Lehrkräften geprägt hat und die gesundheitlichen Probleme von Pädagog:innen zur Privatsache erklären wollte.

 

2. Bye, bye Perfektionismus

Dazu gehört auch eine Abkehr vom Perfektionismus, der besonders für junge Lehrkräfte oft ein Problem darstellt. Die lupenreine Vorbereitung einer Unterrichtsstunde endet zu oft in Spätschichten am heimischen Schreibtisch. Das Verhältnis von Unterrichtsvorbereitung und Unterrichtsstunden muss ausgewogen sein.

 

3. Fehlerkultur

Wir brauchen eine Fehlerkultur, nicht nur individuell für jede Lehrerin und jeden Lehrer, sondern auch am Lernort Schule insgesamt. Lehrkräfte, die Fehler machen und dazu stehen können, sind auch für ihre Schüler:innen bessere Vorbilder als das alte Bonmot von der Lehrkraft, der montags bis freitags Recht und am Wochenende frei hat.

 

4. Self-Care und Körperbewusstsein

Wichtig ist auch, eigene Erkrankungen ernst zu nehmen und sich nicht krank zur Schule zu schleppen. Es kostet vielleicht am Anfang Überwindung, sich krank zu melden und mal nicht zu “funktionieren”. Aber genau diese Form von Self-Care ist notwendig, um auf Dauer nicht auszubrennen. Oft zeigt dir dein Körper einfach, dass er nicht bereit ist, diese Art von Stress hinzunehmen und reagiert mit Krankheit auf eine toxische Umgebung.

 

5. Arbeit von zuhause nur mit festen Regeln

Eine besondere Belastung ist oft die Mehrarbeit zuhause, die Lehrkräfte über Jahre stemmen. Um Beruf und Privatleben besser trennen zu können, ist es wichtig, dass du dir ein eigenes Arbeitszimmer einrichtest (wenn es die Räumlichkeiten zulassen). Dort solltest du dann auch wirklich nur etwas für die Schule tun und umgekehrt – in allen anderen Zimmern die Schule draußen lassen.

Viele Lehrkräfte korrigieren auch am Wochenende und dafür unter der Woche weniger. Es gibt keine pauschale Antwort darauf, welche Zeiteinteilung die Richtige ist. Jedoch solltest du genau Acht geben, wie dein Körper auf die Arbeit reagiert und Anzeichen von Stress sofort ernst nehmen.

 

6. Arbeitsrhythmus

Im Referendariat arbeiten die meisten Lehrkräfte äußerst gewissenhaft und fast akribisch. Dieser Rhythmus lässt sich im späteren Lehreralltag mit vorgegebenen Regelstunden kaum aufrechterhalten und muss er auch nicht. Oft sind Lehrkräfte enttäuscht, wenn sie ihre Standards aus dem Ref nicht halten können, aber das ist kein Grund zur Sorge und völlig normal.

Darüber hinaus können dir auch viele Methoden des Classroom Management helfen, deinen Unterricht besser zu strukturieren und Stress abzubauen. Nun möchtest du sicher die Theorie auch in die Praxis umsetzen. Schulflix bietet dir Online-Fortbildungen speziell für Lehrkräfte. Gerne möchten wir dir unser Kursangebot zum Thema Lehrergesundheit näher vorstellen.

 

7. Hobbies

Gerade bei der Arbeit zuhause ist es wichtig, auch mal einen Cut zu machen. Ein privater Ausgleich wie Sport, Hobbies und das Beisammensein mit deinen Liebsten kann stressige Phasen in der Schule auch mal vergessen machen. Auch mit dir selbst Zeit zu verbringen kann dich erden und dir dabei helfen, deinen eigenen Standpunkt und deine persönlichen Werte besser einzuschätzen.

Psychologische Beratung für Lehrkräfte

Wusstest du, dass der Gang zum Psychologen oder zur Psychologin für viele Lehrkräfte noch immer ein Tabuthema ist? Oft aus Angst, aufgrund einer Psychotherapie nicht verbeamtet zu werden oder als nicht stressresistent bei der Schulleitung dazustehen. Dabei hat eine aktuelle Umfrage der taz unter Amtsärzt:innen ergeben, dass eine Psychotherapie einer Verbeamtung nur in den seltensten Fällen im Wege steht.
Im Schulflix-Interview spricht Alexander Clahes, psychologischer Berater und Coach, über seine Motivation, Lehrkräfte zu unterstützen und den Umgang mit Stress und Belastungen in schwierigen Zeiten. Lese jetzt hier rein!

Tipps für mehr Achtsamkeit in der Schule – Entdecke unser Fortbildungsangebot

Achtsamkeit, Resilienz, Selbstmanagement – es gibt viele Begriffe, die symbolisch für einen gesunden Umgang mit den Herausforderungen des Alltags stehen. Oft werden sie synonym verwendet oder gar zum Trend erklärt. Allen gemeinsam ist aber die Erkenntnis und Tatsache, dass Veränderung immer bei dir selbst beginnt.

Daher haben wir ein umfangreiches Fortbildungspaket für dich geschnürt, mit dem du selbst ins Zentrum rückst. Denn Lehrergesundheit ist DEINE Gesundheit! Hier ist eine Auswahl unserer Kurse.

 

Interaktiver Kurs

☝️Die 12 Säulen der Achtsamkeit

Entdecke unseren Online-Achtsamkeitskurs für Lehrkräfte! Dieser Kurs vermittelt Lehrer:innen Werkzeuge, um Achtsamkeit in ihren Alltag zu integrieren. Du erforschst die Säulen der Achtsamkeit und überträgst sie auf dein Leben. 

🎧 Entspannung gefällig? Hier haben wir eine Affirmation für dich von Sandra Holzapfel (Kleine Heldenschmiede).

 

 

Zeit für dich. Die steht im Kurs von Anna Ginkel und Andrea Seitz im Fokus. Du lernst, wie du dich selbst als Zentrum allen Handelns wahrnimmst oder wiederfindest. Dein Bauchgefühl ist dein wichtigster Ratgeber und du erfährst, wie du deine Intuition im Lehrerberuf nutzen kannst, statt sie unterdrücken zu müssen. 

 

Kristian Seewald geht in seinem Webinar dem Begriff Work-Life-Balance auf den Grund und zeigt dir, wie voll dein Energiefass ist. Ein systemischer Ansatz für alle Lehrkräfte, die zunächst den Ist-Zustand begreifen möchten. Wo stehe ich? Was hemmt mich? Was begeistert mich? Auf diese Weise wirst du lernen, bei welchen Verhaltensweisen du dir selbst im Weg stehst und wie du krankmachende Gewohnheiten hinter dir lässt. 

 

Die Muskeln des Körpers kann man trainieren, wenn es ums Verhalten geht, heißt das Zauberwort Resilienz. Lydia Clahes zeigt dir in dieser Fortbildung zahlreiche Techniken, mit denen du lernst, trotz äußerem Durcheinander innere Gelassenheit zu bewahren. Begeisterung statt Perfektionismus lautet die Devise. Es geht nicht darum, alles richtig zu machen, sondern den Moment und dich selbst besser zu spüren. 

 

Burnout betrifft besonders häufig Lehrkräfte. Da es sich aber medizinisch gesehen (noch) nicht um ein eigenes Krankheitsbild handelt, ist die Diagnose oft schwierig oder kommt zu spät. Lea Lindemann zeigt dir in unserem Online-Kurs, wie du dem Burnout zuvorkommst und mit welchen Strategien du krankmachende Verhaltensmuster erkennst. 

 

“Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen”. Dieser Spruch von Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt zeigt, wie stiefmütterlich Kreativität und Eigeninitiative in unserer Leistungsgesellschaft lange Jahrzehnte behandelt wurden. Dabei ist es besonders für die Beziehung zu deinen Schüler:innen entscheidend, dass du deine pädagogischen Werte regelmäßig reflektierst und dir so immer wieder vor Augen führst, warum deine Arbeit wichtig ist. Im Online-Kurs mit Ann-Marie Backmann lernst du, was eine Schulvision ist und wie du deine persönliche Version davon erfolgreich umsetzt. 

 

Interaktiver Kurs

☝️Dem Stress ganzheitlich begegnen

Was ist eigentlich Stress? Wie wirkt er auf deinen Körper und auf deinen Geist? In diesem Kurs mit Anne Mareike Möller lernst du verschiedene Stressmodelle kennen. Danach wirst du ein besseres Verständnis dafür haben, welche spezifischen Dinge bei dir Stress verstärken, auf welche Zeichen deines Körpers du achten musst und wie du in besonders stressigen Phasen gezielt Zeit für Entspannung findest. 

 

Interaktiver Kurs

☝️Komme in deine Kraft

Zum Abschluss empfehlen wir dir einen Kurs, den du in nur 20 Minuten absolvieren kannst. Gemeinsam mit Laura Henriette Grimm geht es darum, deinen persönlichen Schmerzpunkt herauszufinden. Was bedrückt dich? Was hindert dich daran, deine persönliche Kraft zu entfalten? Finde heraus, in welche Richtung deine Vision geht und wie du dich bewegen musst, um ihr näher zu kommen. 

Lege los und baue mit uns die Schule von morgen

Werde ein:e Changemaker:in!

Zum Kurskatalog
Arrow to the right