Autorin: Alicia Speuser
Der wesentliche Kern bleibt oft unentdeckt – aber warum? Unsere Schüler:innen werden immer mehr vor Herausforderungen gestellt. Der Leistungsdruck in Schulen wird gefühlt immer größer und die Corona-Pandemie hat ihr Übriges hinzugefügt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist die mentale Gesundheit der Schüler:innen auch in der Gesellschaft und den Medien Thema geworden. Die Schüler:innen waren über einen langen Zeitraum sozial isoliert und Schule war plötzlich nicht mehr das, was sie einmal war. Doch was ist mit den Schüler:innen, für die die Schule der sichere Ort war, weil es zu Hause eben nicht sicher und geborgen ist? Viele Eltern haben sich getrennt, Homeschooling wurde zu Überforderung vieler Familien und die Kinder kamen an ihre mentalen Grenzen. Ein Normalzustand in vielen Familien über einen langen Zeitraum. Doch ist alles wirklich nur die Corona-Pandemie schuld? Oder ist sie doch nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat?
Jede:r von uns kennt das Gefühl, wenn das eigene Bedürfnis nicht gestillt wird. Wir alle haben den Wunsch nach Sicherheit, Kontrolle, Zugehörigkeit, Lust/Unlust oder auch nach Selbstwerterhöhung bzw. Selbstwertschutz. Dennoch gelingt es uns im Alltag nicht immer, dass unsere Bedürfnisse angemessen berücksichtigt werden. Ohne die Erfüllung unserer Grundbedürfnisse geraten wir aber in ein psychisches Defizit, das uns vor eine mentale Herausforderung stellt. Zusätzlich problematisch wird es dann, wenn wir im Laufe unserer Entwicklung keine Handlungsalternativen oder einen bedürfnisorientierten Umgang erlernt haben. Auch Einschränkungen in der Entwicklung der emotionalen Intelligenz, die die Fähigkeit der Wahrnehmung, des Verstehens und der Beeinflussung der eigenen und fremden Gefühle umfasst, können zu mentalen Herausforderungen werden.
„Die Kinder von heute halten nichts mehr aus und sind total verweichlicht“ – wie oft hört man den Satz, vor allem aus älteren Generationen? Doch ist es wirklich so? Sind unsere Schüler:innen einfach nicht mehr stressresistent genug?
Fakt ist, dass es im Leben unserer Schüler:innen förmlich nur vor Stressfaktoren wimmelt. Ständig warten neue Herausforderungen und Belastungen auf sie und das nicht nur in der Schule oder im Familiensystem. Dabei gilt es, eine Differenzierung zwischen punktuellen und längerfristigen, mentalen Herausforderungen vorzunehmen. Punktuelle, mentale Herausforderungen treten in einem bestimmten kurzen Zeitpunkt auf und haben einen situativen oder kurzfristigen Einfluss auf das Leben der Schüler:innen während längerfristige, mentale Herausforderungen oftmals längere Lebensphasen beanspruchen.
Wie man anhand der Aufzählung erkennen kann, sind die mentalen Herausforderungen vielfältig. Bei der Vielfältigkeit ist es mittlerweile schwer, die häufigsten psychischen Probleme der Kinder herauszustellen, wenngleich der Leistungsdruck, (Cyber-)Mobbing und familiäre Konflikte nach wie vor die Spitze bilden. Aber wie kommt es zu den ganzen vielfältigen mentalen Herausforderungen?
„Alles nur die Corona-Pandemie und der ständige Leistungsdruck schuld?“ – NEIN! Auch wenn außer Frage steht, dass die Corona-Pandemie und auch die Schule enormen Stress auf unsere Schüler:innen von heute ausgewirkt hat bzw. auswirkt, sind diese bei Weitem nicht die einzigen Einflussfaktoren. Hier macht es Sinn, die inneren von den äußeren Einflussfaktoren zu unterscheiden. Die inneren Einflussfaktoren ist die eigenen Lebensbiografie mit den eigenen Erfahrungen, Erlebnissen und Entwicklungsmöglichkeiten. Nicht selten führen diese punktuell oder auch längerfristig zu mentalen Herausforderungen. Dem gegenüber stehen die äußeren Einflussfaktoren, die sich teilweise in einem Wandel befinden. So haben die Digitalisierung oder auch die digitalen Medien plötzlich das Cybermobbing entwickelt. Die Schüler:innen können sich teilweise nicht mehr schützen vor Angriffen im Internet, da vieles anonymisiert abläuft. Die Täter:innen fühlen sich dabei immer sicherer, weil sie in der Regel unentdeckt bleiben. Unsere Gesellschaft wird gefühlt immer leistungsorientierter, dass sich besonders nach PISA und Co. immer mehr in die deutschen Schulen implementiert. Aber welche Warnsignale gibt es eigentlich für die mentalen Herausforderungen unsere Schüler*innen?
„Schüler:innen, denen es wirklich schlecht geht, zeigen immer ein sichtbares, auffälliges Verhalten“ – ein Mythos, der sich bis heute standhaft in vielen Köpfen hält. Die Antwort lautet: NEIN – eben nicht! Genau dieser Gedanke macht es im schulischen Alltag oft noch schwerer. Die Wahrheit ist, dass die Warnsignale mentaler Herausforderungen so vielfältig und individuell sein können wie der eigene Fingerabdruck. Dabei kann man zwischen sichtbaren und unsichtbaren Warnsignalen differenzieren.
Genau diese unsichtbaren Warnsignale machen es uns oft noch schwerer, weil sie teilweise lange Zeit unentdeckt bleiben. Teilweise werden sie auch nie entdeckt und die Schüler:innen bestehen trotz dieser enormen mentalen Belastung ihren Schulabschluss. Manchmal gehen sie nach einer Zeit auch in sichtbare Warnsignale über, aber das muss nicht zwangsläufig der Fall sein! Doch: Auch Schüler:innen, die unsichtbare Warnsignale zeigen, brauchen unsere Hilfe! Auch sie leiden sehr unter ihrer aktuellen psychischen Verfassung. Leid ist eben nicht immer sichtbar! Viele Kinder und Jugendliche haben im Laufe der Zeit eine starke Fassade mit vielen Kompensationsstrategien entwickelt, die es zu erkennen und zu durchbrechen gilt – aber wie?
„Der Lehrplan ist so voll, da bleibt für alles andere einfach keine Zeit mehr!“ – dabei ist genau das so wichtig. Natürlich haben die Lehrkräfte einen Bildungsauftrag, den sie erfüllen müssen. Zeitgleich sollen sie aber auch die Kinder auf eine uns bis dato unbekannte Gesellschaft von morgen vorbereiten. Genau da finden die mentalen Herausforderungen Berücksichtigung im Klassenzimmer. Wie soll ein Kind mit mentalen Herausforderungen dem Leistungsanspruch des Schulsystems denn auch ohne Unterstützungsmaßnahmen gerecht werden? Aus der Forschung ist uns bekannt, dass die Amygdala – als Ort der Emotionen – und der Hippocampus – als Ort des Lernens – eng miteinander verbunden ist. Warum sollten wir das in unsere Lernumgebung im Unterricht nicht dann auch entsprechend integrieren? Es gibt zwei wesentliche Konzepte, die das Lernen mit mentalen Herausforderungen vereinfachen können. Auf der einen Seite steht die Haltung des guten Grundes – ein Ansatz aus der Traumapädagogik – mit der Annahme, dass eine Person im Laufe ihres Lebens Verhaltensstrategien zur Meisterung von Herausforderungen und Belastungen entwickelt. Die Verhaltensstrategien etablieren sich aus den eigenen Erfahrungen, Erlebnissen und der eigenen Sozialisation. Dadurch können Irritationen entstehen, z.B. wenn mein Gegenüber sich in einem traumaausgelösten Hyperarousal befindet und/oder, wenn man den Lebenshintergrund nicht kennt. Genau daran knüpft die Haltung des guten Grundes an. Sie geht von der Existenz eines guten Grundes für das Denken, Handeln und Fühlen des Gegenübers aus, dies langfristig zu mehr Verständnis und einer Entlastung in der Zusammenarbeit mit Schüler:innen und Eltern führt. Auf der anderen Seite befindet sich der mentalisierungsbasierte Ansatz – eine integrative Methode aus der Psychotherapie – die das Lesen der eigenen mentalen Zustände und der der anderen umfasst. Dabei geht es um das Verständnis des eigenen Ichs, der Fähigkeit der Selbstregulation und der Selbstberuhigung. Dies wiederum kann die Kommunikation und den Umgang untereinander im Klassenzimmer nachhaltig positiv verstärken. Auch bei der Gestaltung der individuellen Lernprozesse können die mentalen Herausforderungen der Schüler:innen berücksichtigt werden, z.B. durch das Einteilen der Lernaufgabe in kleinere, pausenunterteilte Abschnitte, dem flexiblen Sitzen oder durch Gefühlsregulationsboxen mit entsprechenden Skills (z.B. Antistressbälle, Gummibänder, etc.) im Klassenzimmer. Auch das selbstregulierte Lernen kann hierbei einen positiven Effekt bewirken, da die Schüler:innen lernen, ihre eigenen Ziele zu setzen, ihren Arbeitsprozess bedürfnisorientiert zu gestalten und dabei ihren Lernprozess zu überwachen und angemessen zu reflektieren. Für eine ganzheitliche Unterstützung ist die Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team oder auch mit den Eltern unabdingbar. Aber wie kann das gut und zielführend gelingen?
„Eltern – ohne sie geht es nun einmal nicht!“ Auch wenn manchmal die mentalen Herausforderungen im Familiensystem verankert sind, geht es oftmals nicht ohne die Unterstützung der Eltern. Auch bei familienbedingten Herausforderungen ist ein Gespräch mit ihnen unabdingbar. Nur auf diese Weise haben sie die Möglichkeit, Veränderungen in der Erziehung oder den familiären Umständen vorzunehmen. Dabei ist es besonders wichtig, dass sich Lehrkräfte und Eltern als Team verstehen, das gemeinsam das Beste für das betreffende Kind mit verschiedenen Expertisen erreichen möchte. Auch hier können die oben beschriebenen Konzepte der Haltung des guten Grundes und der mentalisierungsbasierte Ansatz wahre Wunder bewirken, da sie durch ihre Akzeptanz und Offenheit eine gute und vertrauensvolle Gesprächsbasis bilden. In Gesprächen können Handlungsmethoden für das Elternhaus erarbeitet, Konflikte eruiert und lösungsorientiert beleuchtet oder aber auch Maßnahmen in Form von Hinweiszetteln „Ich/Wir bitte/bitten um Nachsicht“ für schulische Rücksichtsmaßnahmen auf Basis von mehr Zeit, Geduld oder Zuwendung abgesprochen werden. Zusätzlich können Eltern ihre Kinder durch verschiedene außerschulische Unterstützungs- oder Präventionsmaßnahmen unterstützen. Aber wie sehen diese in der heutigen Zeit aus?
„Es dauert ewig bis man einen Therapieplatz hat“ – eine Tatsache, die das deutsche Gesundheitssystem seit Jahren belastet. Durch die steigende Zahl des Bedarfes an Psychotherapie für unsere Schüler:innen wird das Problem nicht kleiner. Ist alles deswegen hoffnungslos? NEIN! Innerschulisch gibt es das multiprofessionelle Team z.B. der/die Schulsozialarbeiter:in oder Sonderpädagog:innen, die unsere Schüler:innen, sowie Lehrkräfte und Eltern mit anderer Expertise begleiten können. Auch der schulpsychologische Dienst stellt eine erste Anlaufstelle dar. Der Markt wird auch immer mehr erweitert durch verschiedene Formen von Elterncoaching oder Präventionsprogrammen (wie z.B. Stark ins Neue von Julia Keltsch oder Stark auch ohne Muckis von Daniel Dudek), die die Resilienzförderung der Schüler:innen fokussieren. Eine weitere Anlaufstelle könnten auch Lerntherapeut:innen sein, sofern die mentalen Herausforderungen mit Lernschwierigkeiten einhergehen bzw. sich in einem Teufelskreis zueinander verhalten. Neben der Behandlung der entstandenen Lernschwierigkeiten werden auch der Selbstwert und die emotionale Belastung in den Blick genommen. Besonders bei psychischen Störungsbildern oder einem Verdacht ist eine psychotherapeutische Unterstützung ratsam.
Wir alle können uns über viele Missstände oder Stolpersteine in der Gesellschaft oder auch im Schulsystem beschweren. Doch eines ist klar! Den Tag x, an dem die langersehnte Veränderung plötzlich eintritt, wird es so schnell nicht geben. Deshalb sei du ein Teil der Veränderung, den die Schüler:innen von heute dringend brauchen! Denn sie brauchen Lehrkräfte, Eltern und Menschen, die sie bedürfnisorientiert begleiten, in all ihrem Sein wahrnehmen, schätzen und sie bei ihren individuellen Entwicklungen unterstützen. Für uns ist es oft nur ein Moment der Aufmerksamkeit oder des Handelns. Für die Schüler:innen ist es oft lebens- und zukunftsentscheidend! Sieh’ hin und hilf’ ihnen!
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Den Seiteneinstieg in den Lehrberuf gestalten – aber wie? Die EU|FH hat mit dem dualen Masterstudiengang Schulpädagogik (M.A.) ein Angebot ins Leben gerufen für Bildungsträger, die qualifizierte Lehrkräfte aus verschiedenen Fachrichtungen gewinnen möchten sowie für Seiteneinsteiger:innen, die mit dem Lehrberuf starten oder sich weiter qualifizieren möchten. Ziel des dualen Masterstudiengangs ist es, die Entfristung der vorläufigen Lehrerlaubnis zu erreichen.
Bestandteil des Studiengangs ist auch die „school of education“ – ein kostenfreies Professionalisierungsangebot der Klett Gruppe, bestehend aus einem Weiterbildungspaket von Schulflix und dem Friedrich Verlag. Dieses umfasst maßgeschneiderte digitale Fortbildungsmöglichkeiten, Schulungen, Fachliteratur und vieles mehr.
„Bei Schulflix ist es uns besonders wichtig, uns für Bildung einzusetzen und stark zu machen. Sehr gerne unterstützen wir deshalb den Master Schulpädagogik der EU|FH mit unserem Angebot und bieten den Studierenden praxisnahe und direkt anwendbare Impulse für Schule und Unterricht, um den Seiteneinstieg in den Lehrberuf zu erleichtern – aus der Praxis für die Praxis.“, so Milena Pflügl, Gründerin von Schulflix.
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Der Lehrkräftemangel ist in aller Munde. 2023 fehlen ca. 14.500 Vollzeit-Lehrkräfte (RND, 2023). Deshalb ist es notwendig ein hochwertiges und passgenaues Qualifizierungsangebot für Seiteneinsteiger:innen zu schaffen. Im Seiteneinstieg ist es möglich, ohne lehramtsbezogenen Hochschulabschluss als Lehrkraft tätig zu sein. Der Studiengang „Master Schulpädagogik“ ist speziell für den Seiteneinstieg in den Lehrberuf konzipiert und unterstützt die Studierenden auf ihrem Weg in den neuen Beruf.
Der Masterstudiengang Schulpädagogik (M.A.) ist ein Angebot der EU|FH.
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Interview
Im Schulflix-Interview spricht Alexander Clahes, psychologischer Berater und Coach, über Stress, seine Motivation, Lehrkräfte zu unterstützen und darüber, wie wir Kindern in schwierigen Zeiten ein Gefühl von Sicherheit geben können.
Lieber Alexander, stell Dich gern kurz vor. Wofür brennst du und wie kam es zu Deiner Entscheidung, Psychologe zu werden?
Als meine Frau vor einigen Jahren vom Lehrerberuf zum Lehrercoaching wechselte, nutzte auch ich die Phase der beruflichen Neuorientierung und entschloss mich, meinem langen Traum des Psychologiestudiums auch endlich Leben einzuhauchen. Mich erfüllt es immer wieder, wenn ich Menschen bei ihren Veränderungsprozessen begleiten darf. Ich finde faszinierend, wie viel Ressourcen und Möglichkeiten in Klient:innen schlummern und freigesetzt werden, wenn sie sich selbst erst einmal die Erlaubnis für persönliche Veränderung gegeben haben.
Gemeinhin wird ja gern behauptet, dass Psycholog:innen sehr gut zuhören können – was sind deine geheimen Superkräfte?
Ich denke, ich kann mich gut auf Menschen einstellen und habe eine recht rasche Auffassungsgabe. Außerdem sagt man mir einen angenehmen Humor und Wortwitz nach. Das kann in passenden Situationen etwas von der Schwere nehmen, sodass mit etwas mehr Gelöstheit die Bereitschaft bei Klient:innen deutlich erhöht ist, andere Perspektiven zuzulassen.
Das Zuhören ist natürlich im beratenden Bereich essenziell. Denn nur durch aktives Zuhören erhalte ich den notwendigen Einblick in die Gefühls- und Erlebenswelt der Klient:innen – ich muss mir ein Bild davon machen können, wie sie zu ihren Sichtweisen gekommen sind und welche Narrative damit einhergehen. Das schaffe ich nur, wenn sich mein Gegenüber mir öffnet und mitteilt.
Wie ist es dazu gekommen, dass du deine Superkräfte verstärkt für die Unterstützung von Lehrkräften einsetzt?
Meine Frau ist seit einigen Jahren als LehrerCoach aktiv. Als sie dazu überging, Gruppen in Live-Onlineprogrammen zu begleiten, fand ich mich plötzlich neben ihr auf dem Sofa wieder…
Schnell wurde klar, dass Lehrkräfte nicht nur schulische, sondern allgemeinmenschliche Themen umtreiben, zu deren Beratung ich mit psychologischem Input sinnvoll beitragen kann.
Gerade dort, wo täglich viele Individuen unterschiedlicher Altersstufen aufeinandertreffen, ist auch die gesamte Bandbreite des menschlichen Verhaltens und Erlebens erfahr- und spürbar. Lehrer:innen bestehen ja nicht aus Teflon.
Nach über einem Jahr gemeinsamen „LockerLehrer-Trainings“ mit meiner Frau und zahlreichen Teilnehmer:innen habe ich vieles über die schulischen Hintergründe erfahren und z.T. auch mit Hypnosetherapie bedienen dürfen. Das Wissen um die speziellen Herausforderungen und Hintergründe in diesem Beruf, verzahnt mit fundiertem psychologischem know-how, gewährt mir die Möglichkeit, zielgerichteter für meine Klient:innen wirken zu dürfen.
Was ist dein Antrieb? Warum glaubst du, ist es wichtig, für Lehrkräfte eine Anlaufstelle für psychologische Themen zu haben?
Ein oft zu beobachtendes Phänomen bei Lehrkräften ist der Umstand, dass sich Lehrer:innen erst Hilfe holen, wenn es eigentlich wirklich nicht mehr geht und der Körper und/oder die Psyche streikt. Die Signale, die bei Dauerbelastung vor einem Zusammenbruch auftreten, werden nicht wahrgenommen oder weggedrückt. Sich in Krisensituationen helfen zu lassen wird leider oftmals noch als Schwäche angesehen. Auch das schlechte Gewissen, die Schüler:innen im Stich zulassen oder Kolleg:innen mehr zu belasten, wenn man kürzer tritt oder an entscheidender Stelle „Nein“ sagt, treibt Lehrkräfte oft weit über die eigenen Grenze hinaus. Lehrkräften hier ein niederschwelliges Angebot zu machen, dass sie ermutigt, sich selbst wichtig nehmen zu dürfen, kann der erste wichtige Schritt für zukünftig gelebte Selbstfürsorge sein.
Stress ist eins der großen Themen bei uns Lehrkräften, die Belastung ist oft dauerhaft sehr hoch und es fällt schwer, abzuschalten. Wie können wir es dennoch schaffen, uns Auszeiten zu nehmen und unsere Ressourcen zu stärken?
Um einen erfolgreichen Übergang zwischen der Schule und dem eigenen Privatleben als Ressourcenquelle hinzubekommen, ist es entscheidend, sich überhaupt erst einmal mal wieder bewusst zu machen, dass das eigene Leben aus mehr als nur Schule besteht. Das klingt banal, aber viele Lehrkräfte sind schon lange „out of touch“ mit ihren ureigensten Bedürfnissen. Das Wieder-Wahrnehmen ist dabei der erste Schritt auf dem Weg aus der Stress-Hypnose.
In der Beratung schauen wir unter anderem, aus welchen kraftspendenden Facetten das Leben der Lehrkraft noch besteht, die aber schon allzu lange vernachlässigt wurden. Je facettenreicher sich ein:e Klient:in außerhalb des schulischen Kontexts wieder empfinden kann, desto wirkmächtiger kann sie die Folgen ihres Arbeitstages abfedern. Was dann erfolgen muss, ist dass die Person sich selbst ermächtigt und erlaubt, für sich zu sorgen. Vielen fällt das unheimlich schwer, da ja irgendwie immer „die Pflicht“ sehr laut ruft. Wir schauen dann, wie man gesunde neue Routinen kleinschrittig in den Schultag integriert und formt.
In der krisenhaften Zeiten ist es für viele noch herausfordernder in der eigenen Mitte zu bleiben. Wie können wir Lehrkräfte für unsere eigene Stabilität sorgen, um für unsere Schüler:innen da zu sein?
Die aktuelle Zeit ist für uns alle psychisch herausfordernd. Wie schon zu Beginn der Corona-Pandemie wurden wir der Illusion beraubt, dass große Ereignisse vorhersehbar sind oder sich ankündigen müssen.
Die Dynamik und auch Komplexität hat nicht nur uns, sondern auch viele Fachleute überrascht, und selbst unserer Intuition konnten wir nicht mehr vertrauen. All das führt zu einem Gefühl, die Welt nicht mehr zu verstehen und mündet in einem Gefühl des Kontrollverlustes.
Wir haben aber durchaus Kontrolle darüber, wie intensiv und wie lange wir Medien und Nachrichten konsumieren. Unser dringendes Verlangen, wieder Sicherheit zu empfinden, kann uns dazu verleiten, alle Informationen ungebremst zu konsumieren oder den Kopf komplett in den Sand zu stecken. Beide Strategien vergrößern aber die Unsicherheit. Sich nur einmal am Tag zu einer festgelegten Uhrzeit und aus einer bestimmten, seriösen Quelle zu informieren kann die emotionale Last verringern. Auch ein Medienwechsel – Zeitung statt Internet oder TV – kann schon eine erholsamere Distanz zur 24/7-Informationsflut verschaffen. Diesen Abstand brauchen wir, um erkennen zu können, was wir eigentlich in unserer direkten Umgebung tun können.
Dort können wir dann unserer Kreativität, die wir sonst nur für kognitive Horrorszenarien verpulvern, ungebremst ausleben. Welche alltäglichen Routinen helfen mir dabei, welche neuen Routinen möchte ich schaffen? Was hilft mir, im Hier und Jetzt zu bleiben? Sich täglich bewusst zu machen, dass man selbst gerade nicht in akuter Lebensgefahr schwebt, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Und sich zu erlauben ohne Schuldgefühle auch Momente der Freude zuzulassen.
Auch für die Schüler:innen stellt der Umgang mit dem Krieg eine echte Herausforderung dar: Was brauchen sie jetzt von uns Lehrkräften? Wie können wir Ihnen ein Gefühl von Sicherheit geben?
Kinder haben sehr feine Antennen für die Stimmungen und Schwingungen in ihrer Umgebung. Es wäre verkehrt, ihnen da etwas vorzumachen und alles zu beschwichtigen. Die Lehrkraft darf dabei authentisch sein und ihre eigene Betroffenheit zeigen. Genau das sollte auch den Schüler:innen ermöglicht werden und in einem geschützten Rahmen sollte über die Gefühle der Unsicherheiten und Sorgen miteinander gesprochen werden dürfen.
Es tut Menschen einfach gut, sich mit anderen über bedrückende Ereignisse auszutauschen und zu merken, dass man nicht alleine damit ist. Aber auch die Gefühle der Ohnmacht, die auch uns Erwachsene überkommen, in Aktivitäten zu kanalisieren und dort kreativ zu sein. Ob nun Friedensbilder gemalt oder gleich Spendenaktionen durchgeführt werden, ist dabei nebensächlich. Es kommt darauf an, einfach wieder für einen Moment spüren zu können, dass man etwas tun kann.
Zum Abschluss: Was tust du in solchen Zeiten, um wieder Energie und Zuversicht zu tanken?
Mein wertvollster Anker ist meine Familie. Wenn ich, allem Weltgeschehen zum Trotz, achtsam bleibe für die alltäglichen kleinen Überraschungen, die man als Eltern mit Kindern erleben kann, macht mich dies auch in Krisenzeiten dankbar und glücklich.
Ebenso nehme ich mir täglich die Zeit für Meditationen oder Arbeiten, die nicht meinen Kopf erfordern. Beides hilft mir, innerlich wieder etwas Abstand zu gewinnen und wieder die Dinge um mich herum wahrzunehmen, die wunderbar sind.
Unser Interview-Partner
Alexander Clahes ist psychologischer Berater, Coach und leidenschaftlicher Familienvater. Er führt akkreditierte Kursen für Lehrer:innen zum Thema Persönlichkeit, Kritik und Resilienz durch und ist ab Mai mit einer Sprechstunde für Lehrkräfte auf Schulflix vertreten.
Mehr Informationen zu Alexander auf seiner Website.
Gespräch mit Milena Pflügl und Peggy Eckert
Demokratiebildung in Schulen und Demokratiekompetenzen sind wichtige Themen der heutigen Zeit. Aus diesem Grund hat Milena Pflügl, Schulflix Gründerin, ein kurzes Interview mit Peggy Eckert durchgeführt. Peggy übernimmt die kommissarische Leitung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung Sachsen und setzt sich für Demokratiebildung ein.
Liebe Peggy, danke für deine Zeit. Wir sprechen gemeinsam über das Thema Demokratiebildung in der Schule. Du bist in der Deutschen Kinder und Jugend Stiftung für das Handlungsfeld Offene Gesellschaft und damit für Demokratiebildung und Teilhabe verantwortlich. Mit eurem Demokratieprogrammen fördert ihr Beteiligung und Partizipation.
“Es existieren zahlreiche Kompetenzmodelle in der Demokratiebildung. Als Minimalkonsens stellen Achour und Wagner (2019) eine Dreiteilung in Analysekompetenz, Urteilskompetenz und Handlungskompetenz fest. Im Rahmen unseres DKJS-Programms OPENION – Bildung für eine starke Demokratie haben wir praxisnah eine Sammlung an relevanten Demokratiekompetenzen zusammengestellt und jeweils mit einem realen Projektbeispiel verdeutlicht. Hierunter fallen unter anderem einen klaren Standpunkt zu entwickeln, Perspektivwechsel und Empathie, aber auch Team- und Konfliktfähigkeit. Darüber hinaus sind aber auch ein historisches Bewusstsein und Werteverständnis relevant.”
“Die Wahlergebnisse in Bayern und Hessen, gerade bei den jungen Menschen, zeigen einen deutlichen Handlungsbedarf. Wir leben in einer Zeit multipler Krisen und wir wissen auch, dass es wichtig ist, dass sich junge Menschen durch Beteiligungserfahrungen als handlungsfähig und selbstwirksam erleben, um mit diesen Krisen umgehen zu können und als Persönlichkeiten zu wachsen.
Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene haben während der Pandemiezeit die kollektive Erfahrung gemacht, dass sie und ihre Bedürfnisse nicht ernst genommen wurden. Hohe Prozentzahlen von jungen Menschen sagten in den Kinder- und Jugendstudien der Pandemiezeit, dass sie nicht das Gefühl hätte, dass ihre Sorgen gehört würden. Hier ist ein Vertrauensverlust passiert.”
“Demokratiebildung an Schule lässt sich mit Blick auf die letzten KMK-Empfehlungen in drei gleichwertigen Säulen beschreiben:
1. Demokratiebildung als demokratische Schulkultur
2. Demokratiebildung als fächerübergreifendes Prinzip und
3. Unterrichtsfach politische Bildung.
Mit Blick auf die erste Säule kann ich allen Klassenlehrer:in die Einführung eines Klassenrates empfehlen. Hier lernen Kinder und Jugendliche die Grundlagen demokratischer Entscheidungen und eingeständig Konflikte in der Gruppe zu lösen. Ein Beispiel für die zweite Säule ist die Verbindung aktueller gesellschaftlicher Themen in allen Unterrichtsfächern. Für das klassische Unterrichtsfach politische Bildung oder wie es in den jeweiligen Bundesländern heißt, empfehle ich thematische Planspiele oder die Durchführung von Probewahlen, welche grundlegende demokratische Prinzipen spielerisch begreifbar machen.”
“Gute Demokratiebildung setzt an den diversen Lebenswelten junger Menschen an und bezieht sie in die Gestaltung von Demokratieprojekten ein. Das Kennenlernen ihrer Lebenswelten nimmt Jugendliche mit ihren Interessen, Erfahrungen, Fähigkeiten und Aktivitäten ernst und setzt dort stärkenorientiert und diskriminierungskritisch an. Lebensweltenorientierung unterstützt einen niederschwelligen und interessensgeleiteten Zugang, sie geht auf die diversen Bedürfnisse junger Menschen ein. Sie bietet damit allen Beteiligten einen guten Einstieg in die Demokratiebildung und kann bereits im Kindergartenalter beginnen.”
“Gutgemeinte Demokratiebildungsprojekte können manchmal auch gegenteilige Effekte bei jungen Menschen auslösen – Politikverdruss. Ein Beispiel hierfür ist eine Schüler:innenbefragung die dann keine Folgen hat. Wenn eine Befragung durchgeführt wird, erzeugt es die Erwartung gehört zu werden und idealerweise eine positive Veränderung anzustoßen. Wenn dann zwar Ergebnisse generiert werden, jedoch eine Rückkopplung – bspw. Diskurs zur Machbarkeit – ausbleibt, kann das Gegenteil von Selbstwirksamkeit, die erlernte Hilflosigkeit, erfolgen.”
“Wenn digitale Bildung nicht nur auf die Bearbeitung von negativen Erscheinungen, wie beispielweise die Bearbeitung von Fake News, beschränkt bleibt, ergeben sich immense Chancen. Kinder und Jugendliche wachsen in hybriden Lebenswelten auf; daher bin ich stark dafür, neue Entwicklungen in den Schulalltag zu integrieren und nicht auszuschließen. Ein passendes Beispiel ist hier die Debatte darum, ob KI-Anwendungen im Kontext Schule verboten werden sollte. Dabei ist es viel wichtiger KI-Anwendung richtig anwenden zu erlernen.”
“Kritisches Denken ist eine Fähigkeit, die Kinder und Jugendliche durch regelmäßige Übung erlernen können. Ein methodischer Zugang ist hier das Philosophieren. In den letzten Jahren sind zahlreiche Fachtexte und Methodensammlung für die Primär- und Sekundärstufe entstanden. Die Bundeszentrale für politische Bildung hat hier in den letzten Jahren praxisnahe Handreichungen unter dem Titel “Gedankenflieger – Philosophieren mit Kindern” veröffentlicht. Auch wir haben für die Entwicklung der Qualitätskriterien kooperativer Demokratiebildung mit Jugendlichen philosophiert.”
“Im Kompetenznetzwerk Demokratiebildung im Jugendalter haben wir Qualitätskriterien für gute Demokratiebildung entwickelt. Letzte Woche haben wir das Reflexionstool, die Qualitätskriterien kooperativer Demokratiebildung und ein passendes Reflexionsheft veröffentlicht. Wir haben 4 Jahre lang in einem partizipativen Prozess mit Jugendlichen, Fachkräften aus schulischen und außerschulischen Einrichtungen, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik intensiv an der Entwicklung gearbeitet und gefragt: Was braucht gute Demokratiebildung? Jetzt ist ein großer Meilenstein erreicht und wir freuen uns riesig, die Ergebnisse mit euch zu teilen.
Das Tool richtet sich an Demokratiebildner:innen und unterstützt bei der Reflexion und Weiterentwicklung der eigenen Projekte: Mit einer kurzen Selbsteinschätzung können sie ihre Projekte verorten und durch die individuelle Auswertung direkt in Reflexionsprozesse gehen, sich in der umfassenden Materialsammlung Impulse zur Weiterentwicklung holen oder fachlich in die Qualitätskriterien eintauchen. Das Reflexionsheft steht in einer Print-Version zur Verfügung, kann aber auch digital genutzt werden.”
“Es gibt so viele tolle Beispiele für gelungene Demokratiebildung. Hier möchte ich kurz auf die die aktuell erschiene Toolbox Demokratiebildung der Hertie-Stiftung verweisen. Die Toolbox greift dabei unterschiedliche Methoden und Themen u.a. Partizipation und Selbstwirksamkeit, Debatten und Perspektivwechsel, Kontaktmöglichkeiten zu Politik sowie Medienkompetenz auf.”
“Demokratie kann man nicht für genug lernen Deswegen ist Demokratiebildung in Grundschulalter ein Herzensthema für mich. Dort gibt es noch viel Handlungsbedarf. Es braucht noch mehr konkrete Methoden für den Unterrichtsalter, einen stärkeren Fokus auf diesen Themen in der Lehrkräfteausbildung, aber auch Austausch und Vernetzung für Lehrkräfte. Es ist wirklich eine großartige Erfahrung mit Kindern Demokratiebildungsprojekte umzusetzen.
Ein weiteres Thema was mich gerade sehr umtreibt ist die politische Beteiligung von Mädchen* und jungen Frauen. Diese müssen wir stärken sich aktiv einzubringen. Dazu haben wir kürzlich Handlungsempfehlungen veröffentlicht.
Aber auch das sächsische Programm Mitwirkung mit Wirkung liegt mir am Herzen. Seit über 20 Jahren setzten wir uns für eine demokratische Schulkultur ein. Hierzu arbeiten wir mit einem Peer-Education-Ansatz. Das heißt, wir qualifizieren junge Menschen zwischen 13 und 17 Jahren zu Schülermoderator:innen, welche anschließend in Tandems ihr Wissen und Know-How über gute Schülermitwirkung in Fortbildungen an andere Schülerräte weitergeben. Bundesweit gibt es vergleichbare Angebote vom SV Bildungswerk.”
“Ich wünsche mir Schulen als einen demokratischen Bildungsort, in dem konstruktiv um gute Lösungen mit allen an Schule Beteiligten gerungen wird.“
Vielen Dank für das Interview, liebe Peggy!
Demokratiebildung ist der Prozess des Lehrens und Erlernens demokratischer Prinzipien und Praktiken, der darauf abzielt, Individuen zu befähigen, als informierte, kritische und engagierte Bürger:innen in einer demokratischen Gesellschaft zu agieren.
Demokratiebildung in der Schule ist aus mehreren Gründen wichtig:
Insgesamt trägt Demokratiebildung in Schulen dazu bei, eine Generation von informierten, verantwortungsbewussten und engagierten Bürgern zu fördern, die die demokratischen Grundlagen ihrer Gesellschaft schätzen und schützen.
Und viele mehr: Schau vorbei im Kurskatalog von Schulflix.
Autorin: Anika Osthoff
Medienbildung in der Schule ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit.
Dass die Digitalisierung Schulen – auch jenseits der Ausstattungsfrage – vor große Herausforderungen stellt, ist längst klar. Mediendidaktik, Medienerziehung, Medienbildung und Medienkompetenz sind Schlagworte, die dabei immer wieder fallen. Aber was genau meint in diesem Zusammenhang „Medienbildung“ und wie grenzt sie sich zu den anderen Begriffen ab?
„Schulische Medienbildung versteht sich als dauerhafter, pädagogisch strukturierter und begleiteter Prozess der konstruktiven und kritischen Auseinandersetzung mit der Medienwelt.“ schreibt die KMK bereits 2012 in ihrem Strategiepapier zur Medienbildung in der Schule. Durch viele einzelne Einheiten und Prozesse werden demnach verschiedene Aspekte der Medienkompetenz vermittelt, immer wieder aufgegriffen, erweitert und gefestigt.
Kurz gesagt: Der Weg zur Medienkompetenz ist die Medienbildung. Zur Medienbildung gehören dabei die Mediendidaktik und Medienerziehung.
In der Medienerziehung geht es um die Handlungsorientierung. Die zentrale Frage hier lautet: Wie können wir Kinder und Jugendliche wirklich handlungssicher in der digitalen Welt machen? Hier sind auch außerschulische Bereiche der Mediennutzung gemeint. Medienerziehung ist neben Mediendidaktik Teil der Medienbildung, ihr Ziel ist die Ausbildung einer möglichst breit gefächerten Medienkompetenz. Möchte man also wissen, wie Medienbildung in der Schule aussehen kann, dann lohnt es sich zunächst, einen Blick auf die Mediendidaktik und ihre Potenziale zu werfen.
Sprechen wir von Mediendidaktik, dann geht es darum, Unterrichtsformen zu entwerfen, die sich den Mehrwert zu Nutze machen, den digitale Tools und Plattformen bieten. Mediendidaktik ist gestaltungsorientiert und findet vorwiegend im schulischen Kontext ihre Anwendung.
Mediendidaktik sorgt für innovative und nachhaltige Lehr- und Lernprozesse. Da viele Schulen nach wie vor mit der Ausstattungsfrage kämpfen, befinden sie sich häufig noch sehr am Anfang, wenn es um die Ausgestaltung mediendidaktischer Prozesse geht. Schaut man sich jedoch an, was der Einsatz digitaler Medien im Unterricht bewirken kann, lohnt sich der Weg.
Ein hilfreiches Modell, das Schulen und Lehrkräfte bei der Schulentwicklung in diesem Bereich unterstützen kann ist das SAMR-Modell. Es wurde 2006 von Ruben Puentedura entwickelt und beschreibt verschiedene „Entwicklungsstufen“ des Einsatzes digitaler Medien in Schule und Unterricht.
Die erste Stufe „S“ ist die „Substitution“ – das Ersetzen. Hier wird ein bisher analoger Prozess zunächst einfach durch einen digitalen ersetzt. Man arbeitet also zum Beispiel mit einer pdf-Datei anstatt mit einem Arbeitsblatt.
In der zweiten Stufe „A“, der „Augmentation“ – findet eine Erweiterung statt. Hier enthält das Arbeitsblatt zum Beispiel weiterführende Links, eingebettete Videos etc. In diesen beiden Bereichen werden analoge Prozesse zunächst also „angefüttert“ durch digitale Medien.
Die dritte Stufe „M“ wird als die erste Stufe wirklicher digitaler Transformation gesehen. Hier findet eine „Modifizierung“ statt. In diesem Bereich ist das digitale Medium im Lehr- und Lernprozess nicht mehr wegzudenken und essentieller Bestandteil. Wird zum Beispiel kooperativ oder kollaborativ an einem Dokument oder einer Präsentation gearbeitet, sind wir bereits auf der dritten Stufe des SAMR – Modells angelangt.
Die „Redefinition“ – die Neu-Definierung – stellt die letzte Stufe „R“ dieses Modells dar. Hier führt Digitalität dazu, dass der gesamt Lehr- und Lernprozess neu definiert und gestaltet wird. Digitale Tools unterstützen hier selbstgesteuertes Lernen (wie z.B. ein E-Portfolio oder der Flipped Classroom) und ermöglichen problembasiertes und forschendes Lernen durch individuelle Lernpfade.
Ein weiterer Bereich der Mediendidaktik ist die Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte, die das nötige Wissen für die Ausgestaltung gewinnbringender medialer Lehr- und Lernprozesse erst erwerben bzw. erweitern müssen. Lehrkräfte brauchen hier ein fundiertes technologisches, pädagogisches und inhaltliches Wissen (T-PaCK Modell).
Schule und Schulentwicklung fokussieren sich häufig auf die Ausgestaltung mediendidaktischer Prozesse. Medienerziehung ist jedoch ebenfalls ein großer Teil der Medienbildung, bei dem auch die Schule in der Verantwortung steht. Auch hier stellt die KMK bereits 2012 fest:
„Da Medienkompetenz weder durch familiale Erziehung noch durch Sozialisation oder die individuelle Nutzung von Medien in der Freizeit allein erworben werden kann, ist eine grundlegende, umfassende und systematische Medienbildung im Rahmen der schulischen Bildung erforderlich.“
Seit 2012 hat sich viel getan. Diverse Social Media Plattformen haben sich weiterentwickelt und spätestens seit der Einführung von TikTok 2016 weht nochmal ein ganz anderer Wind. WhatsApp, Instagram, TikTok und Snapchat sind die beliebtesten Apps bei Jugendlichen (vgl. Jim Studie 2022), die pro Tag häufig mehrere Stunden auf diesen Plattformen verbringen.
Dort ausgespielte Inhalte haben immensen Einfluss auf das Selbst- und Weltbild von Kindern und Jugendlichen und auch auf ihre Meinungsbildung.
Das birgt Potenziale und Risiken. Social Media kann auf der einen Seite den Horizont erweitern, Zugang zu Welten schaffen, die einem bisher verschlossen waren und Verbindungen zu Menschen mit ähnlichen Interessen und Meinungen herstellen. Viele Influencer:innen und Content Creator:innen leisten wichtige Beiträge, z.B. zur politischen Information, zur Aufklärung, Rassismuskritik etc. Sie vermitteln Wissen auf sehr zugängliche Art und schaffen es so, Kinder und Jugendliche in ihrer Lebenswelt abzuholen und zu erreichen. Daniel Jung und Mr Wissen2Go sind hier nur zwei Beispiele unter vielen.
Einige Bereiche sind jedoch auch hochproblematisch. Kinder und Jugendliche sind auf Social Media Plattformen auch sehr schutzlos der Meinungsmache und Beeinflussung verschiedenster Akteure ausgesetzt. Sie werden mit einer Fülle von – vermeintlichen – Fakten konfrontiert und auch jugendgefährdende Inhalte, wie Pornographie und verstörende Gewaltvideos sind keine Seltenheit. Kinder und Jugendliche benötigen hier Hilfe, Begleitung und Schutz durch Erwachsene.
Sie sind mehr denn je darauf angewiesen, dass ihnen jemand dabei hilft, Fake News zu erkennen, seriöse und unseriöse Quellen und Argumentationsstrategien zu unterscheiden, gefilterte Inhalte richtig einzuordnen und auch verstörende Inhalte zu verarbeiten. Da dies nicht in allen Elternhäusern geschieht, hat Schule – in der wir alle Kinder erreichen – hier eine ganz neue Aufgabe, die letztlich zur psychischen Gesundheit, unabhängigen Meinungsbildung und auch Prävention von Cybermobbing beträgt.
Fassen wir zusammen: Medienbildung bedeutet das Lernen mit Medien und das Lernen über Medien.
Eine gute Medienbildung in der Schule vermittelt Schüler:innen fundierte Medienkompetenz. Medienbildung ist nicht in einem Fach verankert, sondern findet idealerweise in allen Fächern einen Platz. Durch sie lernen Schüler:innen für eine Welt von morgen. Medienkompetenz ist neben Lesen, Rechnen und Schreiben die Schlüsselkompetenz, die Schüler:innen in einer sich rasant entwickelten Berufswelt brauchen.
Durch Medienbildung soll die Qualität des Lehrens und Lernens erweitert und verbessert werden, sie sichert die gesellschaftliche Teilhabe, trägt zur Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung bei, bildet Haltungen, Wertorientierungen und ästhetisches Urteilsvermögen aus und bietet Schutz vor negativen Auswirkungen der Mediennutzung (vgl. KMK Beschluss 2012).
Konkrete Handlungstipps, wie du die Medienkompetenz deiner Schüler:innen fördern kannst, findest du in unserem Dossier Medienkompetenz.
Bei Schulflix findest du zahlreiche Fortbildungen rund um Medienbildung und Medienkompetenz, wie zum Beispiel:
Was ist für Sie der Sinn von Schule? Meinungen hierzu gibt es viele. Am Ende, da sind wir uns aber einig, geht es doch vor allem darum: Dass Schülerinnen und Schüler (im Folgenden SuS genannt) rückblickend sagen können: “Da habe ich etwas gelernt, das mir im Leben – sowohl menschlich als auch beruflich – wirklich weitergeholfen hat.”
“65% unserer Kinder werden 2035 in Berufen arbeiten, die es heute in der Form noch gar nicht gibt.”
Das Zitat stammt von Marcus K. Reif, Chief People Officer bei der Personal- und
Managementberatung Kienbaum, aus dem Jahr 2017. Mittlerweile dürften es mehr Prozent sein.
Wenn das so zutreffen wird, dann müssen wir uns die spannende Frage stellen: Wie schaffen wir es, dass SuS in und nach 2035 auf ihre Schulzeit zurückblicken und sagen, “da habe ich etwas gelernt, das mich wirklich weiter bringt im Leben”, in einer Welt, die sich so schnell dreht? Wo das, was heute im Schulbuch steht, morgen kaum noch Relevanz hat?
Dass durch neue Technologien Jobs verschwunden und neue hinzugekommen sind, das gab es schon immer – siehe allein die letzten 20 Jahre. Im Kontext von Social Media haben sich unzählige Berufsbilder entwickelt, die es vor Social Media nicht gab. Doch diesmal wird die Auswirkung durch das technologisch-bedingte exponentielle Wachstum noch wesentlich größer und gravierender sein, weil beispielsweise KI und Blockchain für die Arbeitswelt das sind, was Roboter für die Automatisierung von Produktionsstätten waren. Diese Entwicklung wird sich unmittelbar auf den Bildungsauftrag von Schulen auswirken. Die damit verbundene Dynamik und Unsicherheit erfordert es, dass sich das Ziel der Schulen ständig anpassen wird. Unabhängig davon, ob man persönlich diese Veränderungen begrüßt oder nicht, besteht der professionelle Auftrag darin, die SuS auf diese Zukunft vorzubereiten.
Um dies besser zu verstehen, schauen wir uns zunächst die drei bisherigen Entwicklungsstufen des Internets an. Jede Stufe hat mehr Lerndaten für KIs produziert und verfügbar gemacht und mehr leichter zu nutzende Tools hervorgebracht.
Die erste Stufe (Web1) begann etwa im Jahr 1995. Sie bezieht sich darauf, wie das Internet ursprünglich als Plattform für den freien Zugriff und die Verbreitung von Informationen verwendet wurde. Es ging in erster Linie darum, Wissen und Daten zugänglich zu machen. Das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen stand im Fokus. Das Internet wurde zu einem digitalen Nachschlagewerk.
Ab 2005 wurde der Einfluss des Internets auf die Wirtschaft mit dem Aufkommen von Web2 noch größer. Web2 bezieht sich auf die Evolution des Internets zu einer interaktiven Plattform. Facebook, Devices wie das iPhone und Angebote wie Amazon Web Services entstanden und begannen, das Leben der Menschen zu verändern. Die Kerntechnologien von Web2, nämlich Cloud, Mobile und Social, ermöglichen es uns, nicht nur Informationen zu konsumieren, sondern auch Inhalte zu erstellen, zu teilen und miteinander kommunizieren zu können.
Die aktuelle Stufe, Web3, bezieht sich auf die technischen Möglichkeiten, mit denen Benutzer volle Kontrolle und Eigentum über ihre Daten, Identitäten und Transaktionen im digitalen Raum haben können.
Die Web3-Kerntechnologien KI, Blockchain und virtuelle Realität erschaffen ein beeindruckendes Nutzererlebnis in dem Nutzer nicht nur Inhalte erstellen, sondern auch nachweisen können, dass diese auch ihnen gehören.
Mit anderen Worten: Mit Web 1 wurde der Zugang zu Informationen demokratisiert, mit Web2 die globale Kommunikation und mit Web3 haben wir die Kontrolle und das Eigentum an digitalen Vermögenswerten und Identitäten im digitalen Raum erschaffen und mit KI einen mächtigen Verbündeten, der in nie dagewesener Art und Weise komplexe Aufgaben für uns erledigen kann.
Als Beispiel: Gehen wir mal davon aus, wir wollen eine Software entwickeln. Dazu durchlaufen wir die vier Prozessschritte: Idee, Umsetzung, Ergebnis und Verifizierung (Test). Mithilfe des Web1 hätten wir ein Buch über Programmierung suchen und finden können, das uns bei der Ausarbeitung der Idee hilft. Das Web2 hätte uns mit Coding-Tools und Code-Snippets aus Foren bei der Umsetzung geholfen. Im Web3 übernimmt KI den gesamten Prozess bis hin zur Verifizierung vollständig automatisch.
Das heißt: Heutzutage kann jeder mit einfachen Mitteln neue Ideen umsetzen oder ganze Unternehmen vollständig digital gründen. Unser Fortschrittstempo ist atemberaubend: Brauchte Netflix noch 3.5 Jahre, um 1 Millionen Nutzer zu erreichen dauerte es bei ChatGPT, als wesentlicher Treiber der KI-Revolution, ganze 5 Tage, um eine Millionen Nutzer auf der ganzen Welt zu erreichen.
Solche schnellen Wachstumsraten werden nun häufiger vorkommen und immer schneller vonstatten gehen. Bildung muss also hochgradig adaptiv und flexibel werden, um hier mitzuhalten.
Firmen wie Amazon lassen zunehmend ihre Bücher nicht mehr von Vertragsautor:innen, sondern der hauseigenen KI schreiben. Einige dieser Werke haben sogar schon Preise gewonnen.
Was bedeutet dies für Lehrkräfte? Und wie gehen wir als Gesellschaft, Eltern und als Schule jetzt damit um? Wenn in dieser Geschwindigkeit neue Daten, neues Wissen entstehen, gleichzeitig die Halbwertszeit von Daten stetig sinkt, und nur noch KI die Informationsflut sinnvoll verarbeiten kann, welche Auswirkungen hat dies auf den Lehrauftrag? Soll Wissen oder nicht besser Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt werden, wie man schnell an das richtige Wissen herankommt? Welches Wissen und welche Fähigkeiten wird man in einer sich immer schneller verändernden Welt benötigen, in der bald jeder seinen persönlichen KI-Assistenten hat? Soft Skills wie kritisches Denken, emotionale Intelligenz und interkulturelle Kompetenz gewinnen an Bedeutung, weil sie wichtige Fähigkeiten im Umgang mit KI sind. Stichwort “Prompt Engineering”.
In der digitalen Ära wissen die „Lernenden“ oft mehr über Technologien wie KI als die „Lehrenden“, das haben wir schon im Web2 gesehen. Das traditionelle Lehrer-Schüler-Verhältnis muss daher neu gedacht werden. Als Lehrkraft kann ich mich nicht mehr darauf berufen, vor 10 oder 20 Jahren Biologie oder Mathematik studiert zu haben.
Lehrkräfte sind heute nicht mehr Wissensvermittler, sondern Lernbegleiter und Mentoren, die die SuS in die Gestaltung und Umsetzung des Unterrichts einbeziehen müssen.
Obwohl wir uns im exponentiellen Zeitalter befinden, bleibt der Grundgedanke der Schule konstant. Die sich bietenden Chancen in diesem Zeitalter erlauben es uns, die Schulausbildung so zu gestalten, dass SuS, die später in Berufen arbeiten werden, die es heute noch nicht gibt, rückblickend sagen können: „Hier habe ich etwas gelernt, das mir im Leben – sowohl menschlich als auch beruflich – wirklich weitergeholfen hat.“ Die Möglichkeiten für solch eine Neugestaltung waren nie größer.
Weitere Informationen zum Autor Sebastian Zilch anschauen.
Bei Schulflix finden Sie zahlreiche Fortbildungen rund um KI und ChatGPT.
von: Jakob Krickeberg
Es heißt oft, Finnland hätte das beste Schulsystem der Welt. Aber was macht es so besonders? Und was können wir in Deutschland davon lernen? Tauchen wir ein in die Welt des finnischen Bildungssystem!
Es gibt kein Geheimrezept für das finnische Schulsystem, aber ein Cocktail aus verschiedenen Zutaten führt zum Erfolg. Der Hauptbestandteil ist die Einstellung der Finnen zur Bildung: Sie wird als wertvoll, wichtig und vor allem als für jeden zugänglich angesehen. Auch der Beruf der Lehrkraft genießt in Finnland ein höheres Ansehen im Vergleich zu Deutschland. Doch was genau macht das finnische Schulsystem so besonders?
In Finnland gehen die Schüler:innen von der ersten bis zur neunten Klasse alle auf eine gemeinsame Schule. Eine Aufteilung der Schüler:innen auf verschiedene Schulformen erfolgt demnach nicht wie in Deutschland im Alter von 10 Jahren, sondern erst mit ca. 15 Jahren. Laut der finnischen Schulentwicklungsforscherin Marja Martikainen macht das einen gewaltigen Unterschied: Genau in dieser Altersspanne machen die Kinder große Entwicklungssprünge durch. Demnach wissen die Schüler:innen mit 15 Jahren schon wesentlich besser, wer sie sind und kennen ihre eigenen Wünsche und Stärken. Die Schüler:innen haben also wesentlich mehr Zeit, sich zu entwickeln und zu wachsen, denn eine Selektion aufgrund ihrer Leistungen findet wesentlich später statt als in Deutschland. Darüber hinaus werden die Schüler:innen von der 7. bis zur 9. Klasse im Rahmen von Berufs- und Studienberatungen individuell begleitet.
Das gemeinsame Lernen in finnischen Schulen reduziert die Einflüsse der sozialen Herkunft und stärkt die Chancengleichheit. Dadurch, dass die Schüler:innen in Finnland alle bis zur neunten Klasse auf die Gemeinschaftsschule gehen, lernen starke und schwache Schüler:innen länger gemeinsam. Dadurch können sie sich gegenseitig beim Lernen unterstützen. Durch den gezielten Einsatz von multiprofessionellen Teams (z.B. Sonderpädagog:innen und Schulpsycholog:innen) im Unterricht werden leistungsschwache Schüler:innen außerdem individuell unterstützt. Somit werden auch die leistungsstarken Schüler:innen von den weniger leistungsfähigen Mitschüler:innen nicht aufgehalten. Unterstützt wird dies durch flexible Schulbücher, die neben den Grundaufgaben auch immer Vertiefungsaufgaben anbieten.
Im finnischen Lehrplan stehen sieben Kernkompetenzen im Zentrum. Diese sind:
Der Lehrplan wird durch das finnische Kultusministerium festgelegt und gibt den Rahmen vor, in dem sich jede einzelne Schule bewegen kann. Die Umsetzung dieser Kompetenzen ist dabei den Lehrkräften überlassen. Diese Methodenfreiheit räumt den Lehrkräften einen großen Gestaltungsspielraum für ihren Unterricht ein.
Die Schulentwicklungsforscherin Martikainen hebt insbesondere die Bedeutung der ersten Kompetenz hervor. Der Gedanke des „Lernen lernen“ macht finnische Jugendliche zu „Leitern ihres eigenen Lebens“ und erzieht sie so zur Selbstständigkeit, so die Forscherin.
Das finnische Schulsystem setzt auf Chancengleichheit und gemeinsames Lernen, indem Schüler:innen bis zur 9. Klasse gemeinsam unterrichtet werden. Spätere Selektion und individuelle Entwicklungsbegleitung ermöglichen eine bessere Selbstfindung und Stärkenerkennung der Schüler:innen. Durch die Fokussierung auf Kernkompetenzen werden Schüler:innen zu eigenständigem Denken und Handeln ermutigt. Finnland zeigt, wie eine ganzheitliche und individuelle Bildung für alle Schüler:innen erfolgreich umgesetzt werden kann.
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von: Anna Rust
Wir haben es alle schon erlebt: Wir sitzen vor einem dicken Stapel Bücher und versuchen, die Informationen in den Kopf zu bekommen. Aber irgendwie will es nicht so recht klappen. Das Problem könnte sein: wir lernen nicht nach unserem Lerntyp. Vielleicht hast du dieses Problem ja auch schon bei deinen Schüler:innen beobachtet?
Du fragst dich bestimmt: Welche Lerntypen gibt es? Welche Lerntypen gibt es in meiner Klasse? Wie kann ich meine Schüler:innen bestmöglich unterstützen? Was muss ich in meinem Unterricht beachten, wenn es um unterschiedliche Lerntypen geht? Wie können meine Schüler:innen schneller und besser lernen? Wie kann ich den Lernstoff leichter übermitteln? Was sind die besten Lernstrategien für die einzelnen Lerntypen?
Wir schauen uns das Thema einmal genauer an und erklären dir, wie deine Schüler:innen am effektivsten lernen im Einklang mit ihrem persönlichen Lerntyp.
Die verschiedenen Lerntypen beschreiben, wie eine Person am besten lernt und über welchen Sinneskanal Informationen am besten aufgenommen, gespeichert und verarbeitet werden können.
Es dreht sich alles um die Frage: Wie sollte Wissen präsentiert werden, damit es von einer bestimmten Person optimal aufgenommen werden kann?
Dies ist für deinen Unterricht von großer Bedeutung, da du in deiner Schule und Klasse ganz sicher verschiedene Lerntypen vorfindest. Denn: Jeder Mensch, jedes Kind ist verschieden. Es gibt nicht die einzig richtige Methode, um Informationen aufzunehmen und zu vermitteln, da dies vom individuellen Lerntyp und Lernstil des Lernenden abhängt. Es gibt keinen Lernstil, der besser oder schlechter ist als ein anderer – wichtig ist nur, dass er zum:r Lernenden passt.
Frederic Vester definiert in seinem Modell vier Lerntypen:
Das Modell von Vester ist nach wie vor sehr populär und basiert auf den sensorischen Modalitäten (Hören, Sehen, Handeln / Körpergefühl und Kommunikation) als Schlüsselfaktoren für den Lernprozess. Viele kritisieren es jedoch: es fehle unter anderem an empirischen Beweisen für die Einteilung und die Komplexität des Lernprozesses sowie die Individualität der Lerner:innen werde nicht angemessen berücksichtigt.
Neben Vester gibt es noch weitere Modelle zu Lerntypen, wie beispielsweise von David Kolb („Lernkreis“ für einen idealtypischen Prozess des Lernens), Neil Fleming (VARK-Modell: Visual, Aural, Read, Kinesthetic) oder Josef Schrader (konzentriert sich auf die Lernmotivation von Lernenden).
Wir möchten nicht länger in der Theorie verweilen, sondern lieber in die Praxis eintauchen.
Je nach Lerntyp gibt es unterschiedliche Methoden, um den Lernstoff besser zu verarbeiten.
Der visuelle Lerntyp lernt am besten durch Sehen. Er profitiert davon, den Lernstoff bildlich zu veranschaulichen zum Beispiel durch Diagramme, Illustrationen, Skizzen, Grafiken, Farben und Mindmaps.
Visueller Lerntyp
Beim Lesen können farbige Markierungen oder das Zeichnen eigener Skizzen / Mindmaps helfen! Auch Videos zu den Lerninhalten sind hilfreich. Deine Schüler:innen können den Lernstoff auf kleinen Post-Its darstellen und an einem häufig frequentierten Ort im eigenen Zuhause platzieren.
Markus Donderer
Sebastian Stoll
Der auditive Lerntyp nimmt Informationen am besten durch Hören auf. Podcasts, Gespräche, Vorträge, Vorlesen und Diskussionen sind seine Lieblingslernwerkzeuge. Er nimmt Informationen viel leichter auf, wenn sie gehört werden.
Auditiver Lerntyp
Ließ deiner Klasse etwas vor und lass deine Schüler:innen die Geschichte danach in eigenen Worten wiedergeben. Motiviere deine Schüler:innen, sich Texte oder Vokabeln selbst laut vorzulesen oder sich mit anderen Personen zum Lernstoff auszutauschen. Für den auditiven Lerntyp ist eine ruhige Lernumgebung im Klassenzimmer besonders wichtig.
Sebastian Bürg und Felix Unger
Dr. Annette Schulze
Der haptische / motorische Lerntyp lernt durch Anfassen, Testen, Ausprobieren und Fühlen ganz nach dem Motto „learning by doing“. Bewegung und eigene Handlung sind entscheidend. Praktische Übungen und Experimente sind hier der Schlüssel zum Erfolg. Dieser Lerntyp lernt durch Ausprobieren und direktes Umsetzen.
Haptisch / motorischer Lerntyp
Lass deine Schüler:innen viel selber machen, ausprobieren und experimentieren. Je mehr Sinne beteiligt sind, desto besser! Das Schreiben von Notizen, basteln von Lernmaterial, Rollenspiele, kreatives Gestalten von Lernposters oder “bewegtes Lernen” könnte deinen Schüler:innen helfen.
Dr. Larissa Rogner
Ferdinand Falkenberg
Der kommunikative / intellektuelle Lerntyp lernt am besten durch kritisches Hinterfragen, erörtern, erklären und den Austausch mit anderen. Er prägt sich Lerninhalte am besten ein durch aktives Sprechen oder Nachdenken.
Kommunikativer / intellektueller Lerntyp
Gruppenarbeit, Diskussionen und Präsentationen sind für ihn die optimale Lernmethode. Motiviere deine Schüler:innen zuhause der Familie oder Freunden das Gelernte in eigenen Worten zu erklären und darüber zu sprechen. Plane Ruhephasen ein, in denen die Schüler:innen eigenständig an Aufgaben arbeiten können und sich austauschen können. Eine Idee: Gründe Lerngruppen in deiner Klasse.
Anna Ginkel, Andrea Seitz und Isabell Hollnack
Andreas Oswald
Thomas Rudel
Fabian Bendlow
Die Verbindung von Lerntypen und Pädagogik kann einen großen Einfluss auf den Lernerfolg haben. Durch das Verständnis der verschiedenen Lerntypen kannst du als Lehrkraft deine Unterrichtsstrategien anpassen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Schüler:innen gerecht zu werden. Hier sind einige Möglichkeiten, wie du das machen kannst:
Ein Verständnis der Lerntypen deiner Schüler:innen kann dir helfen, individuelle Lernstrategien zu entwickeln und passgenaues Unterrichtsmaterial für jeden Lerntyp bereitzustellen.
Als Lehrkraft kannst du den Unterricht so gestalten, dass er unterschiedliche Lerntypen anspricht. Zum Beispiel könntest du eine Kombination aus Vorlesungen, Diskussionen, praktischen Aktivitäten und selbstgesteuerten Lernaktivitäten nutzen, um sicherzustellen, dass du alle Lernstile berücksichtigst und ansprichst.
Ein Verständnis der Lerntypen kann auch die Art und Weise beeinflussen, wie du Feedback gibst und Schüler:innen beurteilst – mündliche oder doch lieber in Textform. So kannst du sicherstellen, dass dein Feedback vom Lernenden auch wirklich gehört wird.
Indem deine Schüler:innen ihre eigenen Lerntypen kennen, können sie ein besseres Verständnis für ihre eigenen Stärken und Schwächen entwickeln. Dies kann ihnen helfen, effektivere Lernstrategien zu entwickeln und ein höheres Maß an Eigenverantwortung für ihr Lernen zu übernehmen. Stichwort: Lernen lernen!
Vorsicht „Schubladendenken“: Die Idee der Lerntypen solltest du nicht als starre Kategorie oder Beschränkung sehen, sondern als dein Werkzeug, dass dazu beitragen kann, den Lernprozess besser zu verstehen und zu unterstützen.
Um den Lerntyp herausfinden zu können, kannst du deinen Schüler:innen (oder auch dir selbst) zum Beispiel die folgenden Fragen stellen:
Es gibt auch verschiedene Lerntypentests im Internet, mit denen deine Schüler:innen herausfinden, wie sie am besten lernen.
Deine SuS finden mehrere Lerntypen in sich wieder? Dann sind sie “multimodale Lerner:innen”! Die meisten Menschen verwenden eine Mischung aus Lernstilen und fallen nicht strikt in eine Kategorie. Verschiedene Lernstile können in verschiedenen Kontexten und zu verschiedenen Zeiten effektiver sein. Der Schlüssel ist, eine breite Palette von Lernstrategien zu entwickeln, die den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben gerecht werden.
Diese Frage kann man so nicht beantworten. Es gibt kein richtig oder falsch! Beim Lernen kommt es ganz darauf an, was deine SuS (oder du selbst) persönlich bevorzugen! Jeder Lerntyp hat seine Stärken und Schwächen, und die effektivste Methode ist die, die zum Lernenden passt und bei der er oder sie sich wohlfühlt.
Wichtig: Deine Schüler:innen merken, sie kommen nicht weiter und tun sich sehr schwer mit einem bestimmten Lernstoff? Motiviere sie verschiedene Methoden auszuprobieren.
Es gibt unzählige Lerntechniken, die auf den unterschiedlichen Lerntypen basieren: Mindmaps, Flashcards, Mnemotechniken, die Pomodoro-Technik und viele mehr.
Unser Tipp: Lass dich inspirieren und probiere die verschiedenen Techniken zum Wissenserwerb aus – auch mit deiner Klasse. Ihr werdet herausfinden, was am besten funktioniert. Denn wie ein altes Sprichwort sagt: Der beste Weg zu lernen ist, es zu tun!
Hier sind die Kernpunkte unseres Artikels für dich zusammengefasst: