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von: Jakob Krickeberg
Es heißt oft, Finnland hätte das beste Schulsystem der Welt. Aber was macht es so besonders? Und was können wir in Deutschland davon lernen? Tauchen wir ein in die Welt des finnischen Bildungssystem!
Es gibt kein Geheimrezept für das finnische Schulsystem, aber ein Cocktail aus verschiedenen Zutaten führt zum Erfolg. Der Hauptbestandteil ist die Einstellung der Finnen zur Bildung: Sie wird als wertvoll, wichtig und vor allem als für jeden zugänglich angesehen. Auch der Beruf der Lehrkraft genießt in Finnland ein höheres Ansehen im Vergleich zu Deutschland. Doch was genau macht das finnische Schulsystem so besonders?
In Finnland gehen die Schüler:innen von der ersten bis zur neunten Klasse alle auf eine gemeinsame Schule. Eine Aufteilung der Schüler:innen auf verschiedene Schulformen erfolgt demnach nicht wie in Deutschland im Alter von 10 Jahren, sondern erst mit ca. 15 Jahren. Laut der finnischen Schulentwicklungsforscherin Marja Martikainen macht das einen gewaltigen Unterschied: Genau in dieser Altersspanne machen die Kinder große Entwicklungssprünge durch. Demnach wissen die Schüler:innen mit 15 Jahren schon wesentlich besser, wer sie sind und kennen ihre eigenen Wünsche und Stärken. Die Schüler:innen haben also wesentlich mehr Zeit, sich zu entwickeln und zu wachsen, denn eine Selektion aufgrund ihrer Leistungen findet wesentlich später statt als in Deutschland. Darüber hinaus werden die Schüler:innen von der 7. bis zur 9. Klasse im Rahmen von Berufs- und Studienberatungen individuell begleitet.
Das gemeinsame Lernen in finnischen Schulen reduziert die Einflüsse der sozialen Herkunft und stärkt die Chancengleichheit. Dadurch, dass die Schüler:innen in Finnland alle bis zur neunten Klasse auf die Gemeinschaftsschule gehen, lernen starke und schwache Schüler:innen länger gemeinsam. Dadurch können sie sich gegenseitig beim Lernen unterstützen. Durch den gezielten Einsatz von multiprofessionellen Teams (z.B. Sonderpädagog:innen und Schulpsycholog:innen) im Unterricht werden leistungsschwache Schüler:innen außerdem individuell unterstützt. Somit werden auch die leistungsstarken Schüler:innen von den weniger leistungsfähigen Mitschüler:innen nicht aufgehalten. Unterstützt wird dies durch flexible Schulbücher, die neben den Grundaufgaben auch immer Vertiefungsaufgaben anbieten.
Im finnischen Lehrplan stehen sieben Kernkompetenzen im Zentrum. Diese sind:
Der Lehrplan wird durch das finnische Kultusministerium festgelegt und gibt den Rahmen vor, in dem sich jede einzelne Schule bewegen kann. Die Umsetzung dieser Kompetenzen ist dabei den Lehrkräften überlassen. Diese Methodenfreiheit räumt den Lehrkräften einen großen Gestaltungsspielraum für ihren Unterricht ein.
Die Schulentwicklungsforscherin Martikainen hebt insbesondere die Bedeutung der ersten Kompetenz hervor. Der Gedanke des „Lernen lernen“ macht finnische Jugendliche zu „Leitern ihres eigenen Lebens“ und erzieht sie so zur Selbstständigkeit, so die Forscherin.
Das finnische Schulsystem setzt auf Chancengleichheit und gemeinsames Lernen, indem Schüler:innen bis zur 9. Klasse gemeinsam unterrichtet werden. Spätere Selektion und individuelle Entwicklungsbegleitung ermöglichen eine bessere Selbstfindung und Stärkenerkennung der Schüler:innen. Durch die Fokussierung auf Kernkompetenzen werden Schüler:innen zu eigenständigem Denken und Handeln ermutigt. Finnland zeigt, wie eine ganzheitliche und individuelle Bildung für alle Schüler:innen erfolgreich umgesetzt werden kann.
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