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Autorin: Anika Osthoff
Medienbildung in der Schule ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit.
Dass die Digitalisierung Schulen – auch jenseits der Ausstattungsfrage – vor große Herausforderungen stellt, ist längst klar. Mediendidaktik, Medienerziehung, Medienbildung und Medienkompetenz sind Schlagworte, die dabei immer wieder fallen. Aber was genau meint in diesem Zusammenhang „Medienbildung“ und wie grenzt sie sich zu den anderen Begriffen ab?
„Schulische Medienbildung versteht sich als dauerhafter, pädagogisch strukturierter und begleiteter Prozess der konstruktiven und kritischen Auseinandersetzung mit der Medienwelt.“ schreibt die KMK bereits 2012 in ihrem Strategiepapier zur Medienbildung in der Schule. Durch viele einzelne Einheiten und Prozesse werden demnach verschiedene Aspekte der Medienkompetenz vermittelt, immer wieder aufgegriffen, erweitert und gefestigt.
Kurz gesagt: Der Weg zur Medienkompetenz ist die Medienbildung. Zur Medienbildung gehören dabei die Mediendidaktik und Medienerziehung.
In der Medienerziehung geht es um die Handlungsorientierung. Die zentrale Frage hier lautet: Wie können wir Kinder und Jugendliche wirklich handlungssicher in der digitalen Welt machen? Hier sind auch außerschulische Bereiche der Mediennutzung gemeint. Medienerziehung ist neben Mediendidaktik Teil der Medienbildung, ihr Ziel ist die Ausbildung einer möglichst breit gefächerten Medienkompetenz. Möchte man also wissen, wie Medienbildung in der Schule aussehen kann, dann lohnt es sich zunächst, einen Blick auf die Mediendidaktik und ihre Potenziale zu werfen.
Sprechen wir von Mediendidaktik, dann geht es darum, Unterrichtsformen zu entwerfen, die sich den Mehrwert zu Nutze machen, den digitale Tools und Plattformen bieten. Mediendidaktik ist gestaltungsorientiert und findet vorwiegend im schulischen Kontext ihre Anwendung.
Mediendidaktik sorgt für innovative und nachhaltige Lehr- und Lernprozesse. Da viele Schulen nach wie vor mit der Ausstattungsfrage kämpfen, befinden sie sich häufig noch sehr am Anfang, wenn es um die Ausgestaltung mediendidaktischer Prozesse geht. Schaut man sich jedoch an, was der Einsatz digitaler Medien im Unterricht bewirken kann, lohnt sich der Weg.
Ein hilfreiches Modell, das Schulen und Lehrkräfte bei der Schulentwicklung in diesem Bereich unterstützen kann ist das SAMR-Modell. Es wurde 2006 von Ruben Puentedura entwickelt und beschreibt verschiedene „Entwicklungsstufen“ des Einsatzes digitaler Medien in Schule und Unterricht.
Die erste Stufe „S“ ist die „Substitution“ – das Ersetzen. Hier wird ein bisher analoger Prozess zunächst einfach durch einen digitalen ersetzt. Man arbeitet also zum Beispiel mit einer pdf-Datei anstatt mit einem Arbeitsblatt.
In der zweiten Stufe „A“, der „Augmentation“ – findet eine Erweiterung statt. Hier enthält das Arbeitsblatt zum Beispiel weiterführende Links, eingebettete Videos etc. In diesen beiden Bereichen werden analoge Prozesse zunächst also „angefüttert“ durch digitale Medien.
Die dritte Stufe „M“ wird als die erste Stufe wirklicher digitaler Transformation gesehen. Hier findet eine „Modifizierung“ statt. In diesem Bereich ist das digitale Medium im Lehr- und Lernprozess nicht mehr wegzudenken und essentieller Bestandteil. Wird zum Beispiel kooperativ oder kollaborativ an einem Dokument oder einer Präsentation gearbeitet, sind wir bereits auf der dritten Stufe des SAMR – Modells angelangt.
Die „Redefinition“ – die Neu-Definierung – stellt die letzte Stufe „R“ dieses Modells dar. Hier führt Digitalität dazu, dass der gesamt Lehr- und Lernprozess neu definiert und gestaltet wird. Digitale Tools unterstützen hier selbstgesteuertes Lernen (wie z.B. ein E-Portfolio oder der Flipped Classroom) und ermöglichen problembasiertes und forschendes Lernen durch individuelle Lernpfade.
Ein weiterer Bereich der Mediendidaktik ist die Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte, die das nötige Wissen für die Ausgestaltung gewinnbringender medialer Lehr- und Lernprozesse erst erwerben bzw. erweitern müssen. Lehrkräfte brauchen hier ein fundiertes technologisches, pädagogisches und inhaltliches Wissen (T-PaCK Modell).
Schule und Schulentwicklung fokussieren sich häufig auf die Ausgestaltung mediendidaktischer Prozesse. Medienerziehung ist jedoch ebenfalls ein großer Teil der Medienbildung, bei dem auch die Schule in der Verantwortung steht. Auch hier stellt die KMK bereits 2012 fest:
„Da Medienkompetenz weder durch familiale Erziehung noch durch Sozialisation oder die individuelle Nutzung von Medien in der Freizeit allein erworben werden kann, ist eine grundlegende, umfassende und systematische Medienbildung im Rahmen der schulischen Bildung erforderlich.“
Seit 2012 hat sich viel getan. Diverse Social Media Plattformen haben sich weiterentwickelt und spätestens seit der Einführung von TikTok 2016 weht nochmal ein ganz anderer Wind. WhatsApp, Instagram, TikTok und Snapchat sind die beliebtesten Apps bei Jugendlichen (vgl. Jim Studie 2022), die pro Tag häufig mehrere Stunden auf diesen Plattformen verbringen.
Dort ausgespielte Inhalte haben immensen Einfluss auf das Selbst- und Weltbild von Kindern und Jugendlichen und auch auf ihre Meinungsbildung.
Das birgt Potenziale und Risiken. Social Media kann auf der einen Seite den Horizont erweitern, Zugang zu Welten schaffen, die einem bisher verschlossen waren und Verbindungen zu Menschen mit ähnlichen Interessen und Meinungen herstellen. Viele Influencer:innen und Content Creator:innen leisten wichtige Beiträge, z.B. zur politischen Information, zur Aufklärung, Rassismuskritik etc. Sie vermitteln Wissen auf sehr zugängliche Art und schaffen es so, Kinder und Jugendliche in ihrer Lebenswelt abzuholen und zu erreichen. Daniel Jung und Mr Wissen2Go sind hier nur zwei Beispiele unter vielen.
Einige Bereiche sind jedoch auch hochproblematisch. Kinder und Jugendliche sind auf Social Media Plattformen auch sehr schutzlos der Meinungsmache und Beeinflussung verschiedenster Akteure ausgesetzt. Sie werden mit einer Fülle von – vermeintlichen – Fakten konfrontiert und auch jugendgefährdende Inhalte, wie Pornographie und verstörende Gewaltvideos sind keine Seltenheit. Kinder und Jugendliche benötigen hier Hilfe, Begleitung und Schutz durch Erwachsene.
Sie sind mehr denn je darauf angewiesen, dass ihnen jemand dabei hilft, Fake News zu erkennen, seriöse und unseriöse Quellen und Argumentationsstrategien zu unterscheiden, gefilterte Inhalte richtig einzuordnen und auch verstörende Inhalte zu verarbeiten. Da dies nicht in allen Elternhäusern geschieht, hat Schule – in der wir alle Kinder erreichen – hier eine ganz neue Aufgabe, die letztlich zur psychischen Gesundheit, unabhängigen Meinungsbildung und auch Prävention von Cybermobbing beträgt.
Fassen wir zusammen: Medienbildung bedeutet das Lernen mit Medien und das Lernen über Medien.
Eine gute Medienbildung in der Schule vermittelt Schüler:innen fundierte Medienkompetenz. Medienbildung ist nicht in einem Fach verankert, sondern findet idealerweise in allen Fächern einen Platz. Durch sie lernen Schüler:innen für eine Welt von morgen. Medienkompetenz ist neben Lesen, Rechnen und Schreiben die Schlüsselkompetenz, die Schüler:innen in einer sich rasant entwickelten Berufswelt brauchen.
Durch Medienbildung soll die Qualität des Lehrens und Lernens erweitert und verbessert werden, sie sichert die gesellschaftliche Teilhabe, trägt zur Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung bei, bildet Haltungen, Wertorientierungen und ästhetisches Urteilsvermögen aus und bietet Schutz vor negativen Auswirkungen der Mediennutzung (vgl. KMK Beschluss 2012).
Konkrete Handlungstipps, wie du die Medienkompetenz deiner Schüler:innen fördern kannst, findest du in unserem Dossier Medienkompetenz.
Bei Schulflix findest du zahlreiche Fortbildungen rund um Medienbildung und Medienkompetenz, wie zum Beispiel: