Hast du Fragen? Kontaktiere uns jederzeit via E-Mail hallo@schulflix.com oder telefonisch unter +49 221 828 291 09.

arrow pointing to the left
zurück zur Beitragsübericht

KI ist noch nicht alles – Schule im exponentiellen Zeitalter

KI und ChatGPT: Ein Roboter

 

Autor: Sebastian Zilch

Was ist für Sie der Sinn von Schule? Meinungen hierzu gibt es viele. Am Ende, da sind wir uns aber einig, geht es doch vor allem darum: Dass Schülerinnen und Schüler (im Folgenden SuS genannt) rückblickend sagen können: “Da habe ich etwas gelernt, das mir im Leben – sowohl menschlich als auch beruflich – wirklich weitergeholfen hat.”

Welche Berufe sind in Zukunft wichtig?

“65% unserer Kinder werden 2035 in Berufen arbeiten, die es heute in der Form noch gar nicht gibt.”

Das Zitat stammt von Marcus K. Reif, Chief People Officer bei der Personal- und
Managementberatung Kienbaum, aus dem Jahr 2017. Mittlerweile dürften es mehr Prozent sein.

Wenn das so zutreffen wird, dann müssen wir uns die spannende Frage stellen: Wie schaffen wir es, dass SuS in und nach 2035 auf ihre Schulzeit zurückblicken und sagen, “da habe ich etwas gelernt, das mich wirklich weiter bringt im Leben”, in einer Welt, die sich so schnell dreht? Wo das, was heute im Schulbuch steht, morgen kaum noch Relevanz hat?

SuS auf die Zukunft vorbereiten als professioneller Auftrag von Schulen

Dass durch neue Technologien Jobs verschwunden und neue hinzugekommen sind, das gab es schon immer – siehe allein die letzten 20 Jahre. Im Kontext von Social Media haben sich unzählige Berufsbilder entwickelt, die es vor Social Media nicht gab. Doch diesmal wird die Auswirkung durch das technologisch-bedingte exponentielle Wachstum noch wesentlich größer und gravierender sein, weil beispielsweise KI und Blockchain für die Arbeitswelt das sind, was Roboter für die Automatisierung von Produktionsstätten waren. Diese Entwicklung wird sich unmittelbar auf den Bildungsauftrag von Schulen auswirken. Die damit verbundene Dynamik und Unsicherheit erfordert es, dass sich das Ziel der Schulen ständig anpassen wird. Unabhängig davon, ob man persönlich diese Veränderungen begrüßt oder nicht, besteht der professionelle Auftrag darin, die SuS auf diese Zukunft vorzubereiten.

KI im exponentiellen Zeitalter: Ein PC mit Internetsymbol

Drei Entwicklungsstufen des Internets

Um dies besser zu verstehen, schauen wir uns zunächst die drei bisherigen Entwicklungsstufen des Internets an. Jede Stufe hat mehr Lerndaten für KIs produziert und verfügbar gemacht und mehr leichter zu nutzende Tools hervorgebracht.

Die erste Stufe des Internets – Web1

Die erste Stufe (Web1) begann etwa im Jahr 1995. Sie bezieht sich darauf, wie das Internet ursprünglich als Plattform für den freien Zugriff und die Verbreitung von Informationen verwendet wurde. Es ging in erster Linie darum, Wissen und Daten zugänglich zu machen. Das Zur-Verfügung-Stellen von Informationen stand im Fokus. Das Internet wurde zu einem digitalen Nachschlagewerk.

Die zweite Stufe des Internets – Web2

Ab 2005 wurde der Einfluss des Internets auf die Wirtschaft mit dem Aufkommen von Web2 noch größer. Web2 bezieht sich auf die Evolution des Internets zu einer interaktiven Plattform. Facebook, Devices wie das iPhone und Angebote wie Amazon Web Services entstanden und begannen, das Leben der Menschen zu verändern. Die Kerntechnologien von Web2, nämlich Cloud, Mobile und Social, ermöglichen es uns, nicht nur Informationen zu konsumieren, sondern auch Inhalte zu erstellen, zu teilen und miteinander kommunizieren zu können.

Die aktuelle Stufe des Internets – Web3

Die aktuelle Stufe, Web3, bezieht sich auf die technischen Möglichkeiten, mit denen Benutzer volle Kontrolle und Eigentum über ihre Daten, Identitäten und Transaktionen im digitalen Raum haben können.
Die Web3-Kerntechnologien KI, Blockchain und virtuelle Realität erschaffen ein beeindruckendes Nutzererlebnis in dem Nutzer nicht nur Inhalte erstellen, sondern auch nachweisen können, dass diese auch ihnen gehören.

Zusammenfassung der drei Entwicklungsstufen des Internets

Mit anderen Worten: Mit Web 1 wurde der Zugang zu Informationen demokratisiert, mit Web2 die globale Kommunikation und mit Web3 haben wir die Kontrolle und das Eigentum an digitalen Vermögenswerten und Identitäten im digitalen Raum erschaffen und mit KI einen mächtigen Verbündeten, der in nie dagewesener Art und Weise komplexe Aufgaben für uns erledigen kann.

Als Beispiel: Gehen wir mal davon aus, wir wollen eine Software entwickeln. Dazu durchlaufen wir die vier Prozessschritte: Idee, Umsetzung, Ergebnis und Verifizierung (Test). Mithilfe des Web1 hätten wir ein Buch über Programmierung suchen und finden können, das uns bei der Ausarbeitung der Idee hilft. Das Web2 hätte uns mit Coding-Tools und Code-Snippets aus Foren bei der Umsetzung geholfen. Im Web3 übernimmt KI den gesamten Prozess bis hin zur Verifizierung vollständig automatisch.

Jede:r kann neue Ideen umsetzen

Das heißt: Heutzutage kann jeder mit einfachen Mitteln neue Ideen umsetzen oder ganze Unternehmen vollständig digital gründen. Unser Fortschrittstempo ist atemberaubend: Brauchte Netflix noch 3.5 Jahre, um 1 Millionen Nutzer zu erreichen dauerte es bei ChatGPT, als wesentlicher Treiber der KI-Revolution, ganze 5 Tage, um eine Millionen Nutzer auf der ganzen Welt zu erreichen.

Und was heißt das für Bildung?

Solche schnellen Wachstumsraten werden nun häufiger vorkommen und immer schneller vonstatten gehen. Bildung muss also hochgradig adaptiv und flexibel werden, um hier mitzuhalten.

Firmen wie Amazon lassen zunehmend ihre Bücher nicht mehr von Vertragsautor:innen, sondern der hauseigenen KI schreiben. Einige dieser Werke haben sogar schon Preise gewonnen.

Einfluss von KI auf Gesellschaft, Eltern, Schule und Lehrkräfte

Was bedeutet dies für Lehrkräfte? Und wie gehen wir als Gesellschaft, Eltern und als Schule jetzt damit um? Wenn in dieser Geschwindigkeit neue Daten, neues Wissen entstehen, gleichzeitig die Halbwertszeit von Daten stetig sinkt, und nur noch KI die Informationsflut sinnvoll verarbeiten kann, welche Auswirkungen hat dies auf den Lehrauftrag? Soll Wissen oder nicht besser Fähigkeiten und Fertigkeiten vermittelt werden, wie man schnell an das richtige Wissen herankommt? Welches Wissen und welche Fähigkeiten wird man in einer sich immer schneller verändernden Welt benötigen, in der bald jeder seinen persönlichen KI-Assistenten hat? Soft Skills wie kritisches Denken, emotionale Intelligenz und interkulturelle Kompetenz gewinnen an Bedeutung, weil sie wichtige Fähigkeiten im Umgang mit KI sind. Stichwort “Prompt Engineering”.

KI im exponentiellen Zeitalter: Ein Mensch mit Ideen im Kopf.

Traditionelles Lehrer-Schüler-Verhältnis neu denken

In der digitalen Ära wissen die „Lernenden“ oft mehr über Technologien wie KI als die „Lehrenden“, das haben wir schon im Web2 gesehen. Das traditionelle Lehrer-Schüler-Verhältnis muss daher neu gedacht werden. Als Lehrkraft kann ich mich nicht mehr darauf berufen, vor 10 oder 20 Jahren Biologie oder Mathematik studiert zu haben.

Lehrkräfte sind heute nicht mehr Wissensvermittler, sondern Lernbegleiter und Mentoren, die die SuS in die Gestaltung und Umsetzung des Unterrichts einbeziehen müssen.

Grundgedanke von Schule bleibt gleich

Obwohl wir uns im exponentiellen Zeitalter befinden, bleibt der Grundgedanke der Schule konstant. Die sich bietenden Chancen in diesem Zeitalter erlauben es uns, die Schulausbildung so zu gestalten, dass SuS, die später in Berufen arbeiten werden, die es heute noch nicht gibt, rückblickend sagen können: „Hier habe ich etwas gelernt, das mir im Leben – sowohl menschlich als auch beruflich – wirklich weitergeholfen hat.“ Die Möglichkeiten für solch eine Neugestaltung waren nie größer.

Weitere Informationen zum Autor Sebastian Zilch anschauen.

Schulflix Online-Fortbildungen für Lehrkräfte

Fortbildungen zu KI und Chat GPT

Bei Schulflix finden Sie zahlreiche Fortbildungen rund um KI und ChatGPT.

  1. Lernpaket Zukunftstechnologien in der Schule
  2. Kurs: ChatGPT: Gefahr und Gewinn für die Schule? Eine praxisbezogene Einführung in die Funktionen und Auswirkungen der KI – von Ulli Weisbrodt und Dr. Wolfgang Bott
  3. Kurs: Chat GPT – das Ende vom Lernen, wie wir es kennen – Bob Blume