Die Definition von Medienkompetenz lässt sich wie folgt erklären: Medienkompetenz bezeichnet die Fähigkeit, Medien und ihre Inhalte bewusst, kritisch und selbstbestimmt zu nutzen. Dies umfasst nicht nur den technischen Umgang mit Medien, sondern auch das Verstehen, Analysieren und Bewerten von Medieninhalten.
Einen Zugang zu digitalen Medien zu haben, bedeutet für Schüler:innen Teilhabe, Vernetzung und Zugriff auf Informationen. Damit umgehen zu können heißt auch, fit für die (Berufs-)Welt von morgen zu sein. Die Vermittlung von Medienkompetenz kann den Blick der Schüler:innen auf Digitalität verändern. Tablets und Smartphones stehen teils noch für reinen Konsum. Den Konsum von Videos, TikTok-Clips oder Serien auf Streaming-Diensten. Vermitteln wir aber medienkompetente Themen, werden aus Schüler:innen junge Menschen, die selbstbestimmt, mündig, kritisch und reflektiert digitale Medien nutzen, die ein Gespür für ihr Online-Ich bekommen und die mit medialer Kommunikation und Produktion zu Gestalter:innen werden.
Beim Bedienen und Anwenden mag der Gedanke aufkommen: Na, das können die Schüler:innen doch schon recht gut. Wenn es allerdings um das Thema Daten und Datenschutz geht, benötigen Schüler:innen Impulse von außen, ein Stups in Richtung Hinterfragen: Was wissen die Apps über mich? Trackt meine Uhr nur meine Schritte oder hat sie auch Zugriff auf die Orte, an denen ich mich aufhalte? Habe ich sichere Passwörter und was genau ist eigentlich ein sicheres Passwort? Und welche Anwendungen auf meinem Gerät haben Zugriff auf meine Kontakte, meine Fotos und Videos oder sogar auf mein Mikrofon?
Auch das Informieren und Recherchieren ist viel mehr als einfach nur googeln. Denn hinter Google steckt bekanntlich keine Redaktion, die die Inhalte kuratiert. Man kann hier also einen Schritt weiterdenken und mit SchülerInnen erarbeiten, wie man Google-Ergebnisse auf ihre Richtigkeit prüfen und bewerten kann. Immer relevant bleiben wird auch der Bereich Fake News. Mit dem faktenfinder der ARD oder die Unterrichtsreihe zum Thema Fakten von „So geht Medien“ (BR) lassen sich diese unter die Lupe nehmen. Der Bayerische Rundfunk (BR) bietet zahlreiche Unterrichtsreihen zum Thema Medienkompetenz.
Die Kompetenzen Kommunizieren und Kooperieren scheinen Stärken von jungen Menschen an digitalen Geräten zu sein. Mit Blick auf teils problematische Klassenchats und Cybermobbing-Vorfälle, steht dann aber doch die Frage im Raum: Haben Kinder diese Kompetenzen wirklich richtig gelernt? In der digitalen Kommunikation kann viel schieflaufen. Es braucht also auch in diesem Raum Regeln für den – schriftlichen – Umgang miteinander, den Blick auf die Wirkung von Wörtern, Satzzeichen und Emojis und verbindliche Regeln für den Klassenchat. Durch das Erlernen von Kooperation im Sinne der Medienkompetenz, kann nicht nur gemeinsames Lernen und Teambuilding gestärkt werden. Schüler:innen lernen Dokumente und Präsentationen kollaborativ zu erstellen. Im Rahmen der Kooperation können auch Gruppen gebildet werden, die voneinander lernen. Ein tolles Kooperations-Projekt sind die Medienscouts NRW. Sie haben bereits knapp 7000 Schüler:innen ausgebildet, die wiederum andere Schüler unterstützen bei digitalen Fragen und Nöten. Hier lernt die Peergroup von der Peergroup.
Durch das Produzieren und Präsentieren an digitalen Geräten begreifen Schüler:innen, dass digitale Medien nicht nur für Konsum stehen, sondern auch wunderbare, kreative Werkzeuge sind. Prozesse können fotografisch dokumentiert werden, mit Book-Creator lassen sich eigene E-Books erstellen, Sprachmemos können zum Lernen von Vokabeln genutzt und die aufgesprochenen Wörter immer wieder angehört werden. Und mit der App „Stop Motion Studio“ lassen sich schon ab Grundschulalter Medienprodukte erstellen. Gleichermaßen kann in dieser Kategorie aber auch das Thema „Recht am eigenen Bild“ besprochen werden, was auch inkludiert, dass Schüler:innen Kenntnis darüber haben sollten, dass auch Tonaufnahmen nicht ungefragt mitgeschnitten werden dürfen.
Bei den Kompetenzen Analysieren und Reflektieren lassen sich die Schüler:innen wunderbar in Ihrer Welt abholen: Influencer auf Instagram, Streamer auf Youtube und Creator auf TikTok haben einen unmittelbaren Einfluss auf die digitale Lebenswelt junger Menschen. Wie groß ist diese Einwirkung tatsächlich? Was macht sie mit unserem Kaufverhalten? Was mit dem eigenen Wohlbefinden? Ferner bietet es sich hier an, mit Schüler:innen über grenzwertige TikTok-Challenges zu sprechen. Teilweise sind diese Challenges so problematisch, dass schon Kinder zu Schaden gekommen sind. Das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg bietet Handouts für Lehrkräfte zum Thema TikTok an. Generell hilfreich ist es, unbedingt auch über andere Netzphänomene und Gefahren im Netz mit Schüler:innen zu sprechen. Auch wenn die Geräte in der elterlichen Verantwortung liegen: nur in der Schule erreichen wir gleichermaßen alle Kinder.
Die Kompetenzen Problemlösung und Handeln stehen für einen kreativen Zugang zu digitalen Medien: einfache Programmieranwendungen zum Beispiel mit der Anwendung „scratch“, Basiswissen für Algorithmen und Künstliche Intelligenz. „Spiegel Ed“ bietet hier zum Beispiel eine kostenlose Unterrichtsreihe unter dem Titel „Wie künstliche Intelligenz unsere Welt verändert“. Außerdem kann auch Chat GPT zum Einsatz kommen. Die KI weiß nämlich nicht alles, kann keine Auskunft zu aktuellen Wahlen oder Ereignissen geben – ideal also, um mit Schüler:innen hier auf Entdeckungsreise zu gehen und möglicherweise auch Antworten, die Chat GPT ausspuckt, zu hinterfragen. Übrigens widmet sich der Jugendmedientag der ARD in diesem Jahr dem Thema KI. Schulen können sich hier anmelden: ard.de/jugendmedientag.
Dieter Baacke (1934–1999) war ein bedeutender deutscher Medienpädagoge und Kommunikationswissenschaftler, der maßgeblich zur Entwicklung und Konzeptualisierung des Begriffs "Medienkompetenz" beigetragen hat. Sein Verständnis von Medienkompetenz hat bis heute großen Einfluss auf die medienpädagogische Praxis und Forschung in Deutschland.
Baacke unterteilt Medienkompetenz in vier Dimensionen:
🤔 Medienkritik: Die Fähigkeit, Medieninhalte zu analysieren, zu hinterfragen und zu bewerten.
💻 Medienkunde: Wissen über die Funktionsweise von Medien, ihre Strukturen und Inhalte.
☝️ Mediennutzung: Die praktische Fähigkeit, Medien zu nutzen und zu bedienen.
🖌️ Mediengestaltung: Die Fähigkeit, eigene Medienprodukte zu erstellen und zu verbreiten.
Dieter Baackes Ansichten und Arbeiten zur Medienkompetenz sind bis heute eine wichtige Referenz in der medienpädagogischen Forschung und Praxis. Sein Verständnis von Medienkompetenz als ein umfassendes Konzept, das sowohl kritisches Denken als auch praktische Fähigkeiten beinhaltet, ist nach wie vor aktuell und relevant.
Medienkompetenz ist eine fundamentale Lebenskompetenz. Es braucht Erwachsene, die Kinder mit der Vermittlung eben dieser Orientierung und Begleitung bieten.
Kinder brauchen aber auch Erwachsene, wenn es um ihre digitalen Nöte geht. Sie müssen wissen, an wen sie sich im Notfall wenden können und wer ein offenes Ohr für ihre Online-Probleme hat. Dies kann zum Beispiel bedeuten, dass sie von Fremden im Internet angesprochen wurden oder Cybergrooming erleben. Teilweise beschließen Schüler:innen, die eigenen Eltern nicht ins Boot zu holen, aus Sorge, die könnten ihnen das Smartphone wegnehmen. Hier kann der Einsatz eines Notfallpass Hilfe an die Hand gegeben, bestenfalls aber auch das offene Ohr einer Lehrkraft.
Die Arbeit an und mit digitalen Medien ist ein fortlaufender Prozess. Und es macht unglaublich viel Freude an und mit digitalen Geräten kreativ und kollaborativ zu arbeiten. Hier darf jeder von jedem lernen!
Es gibt verschiedene Apps, die die analoge und die digitale Welt wunderbar vereinen. Dadurch erlernen Schüler:innen spielerisch, digitale Geräte als Werkzeuge zu verstehen. Beim Schulausflug kann die App „Flora Incognita“ zur Pflanzenbestimmung zum Einsatz kommen. Mit den Apps „BirdNET“ und der „NABU Vogelwelt“ lassen sich Vogelstimmen bestimmen.
Außerdem können Fotos und Videos zur Pflanzenbeobachtung eingesetzt werden. Als Projekt können Schüler:innen auch eigene Podcasts und Hörspiele erstellen. Storyline, Geräusche und Soundeffekte werden kollaborativ erarbeitet, durch den Einsatz digitaler Geräte mit Aufnahmefunkton entsteht ein mediales Endprodukt.
In einer Welt, in der Kinder und Jugendliche ständig mit digitalen Medien und Technologien konfrontiert sind, ist es unerlässlich, ihnen die notwendigen Fähigkeiten zu vermitteln, um diese Medien verantwortungsbewusst und sicher zu nutzen. Das Zusammenspiel zwischen Medienkompetenz und Pädagogik ist daher so wichtig – du als Lehrkraft übernimmst eine Schlüsselrolle.
Hier findest du einige konkrete Strategien und Aktivitäten, um die Medienkompetenz deiner SchülerInnen im Unterricht zu fördern:
1. Einführung in verschiedene Medienarten: Stelle unterschiedliche Medienformen vor – von traditionellen Printmedien bis zu digitalen Plattformen, und diskutiere ihre spezifischen Charakteristika und Funktionen.
2. Kritische Medienanalyse: Lasse die Schülerinnen und Schüler Werbeanzeigen, Nachrichtenberichte, Blogs oder Social-Media-Posts analysieren, um Zielgruppen, Absichten und mögliche Manipulationen zu identifizieren.
3. Praktische Mediennutzung: Integriere Technologie aktiv in den Unterricht. Lasse die Schüler:innen beispielsweise Präsentationen erstellen, Social Media Posts schreiben, Videos drehen oder Podcasts aufnehmen.
4. Sicherer Umgang mit dem Internet: Thematisiere Datenschutz, sichere Passwörter und den Schutz persönlicher Daten. Rollenspiele oder Simulationen können dabei helfen, potenzielle Online-Gefahren greifbar zu machen.
5. Diskussionen über Digitalität und Ethik: Führe Diskussionen über ethische Fragen im Zusammenhang mit Technologie, wie zum Beispiel Cybermobbing, Urheberrecht oder die Verantwortung von Influencern.
6. Projektarbeiten: Lasse die Schüler:innen eigene Medienprojekte erstellen, z.B. eine Schülerzeitung, einen Blog oder einen YouTube-Kanal. Das aktive Gestalten stärkt sowohl technische Fähigkeiten als auch das Bewusstsein für Medieninhalte.
7. Digitale Recherche: Führe Übungen durch, bei denen Schüler:innen Informationen online recherchieren müssen. Anschließend sollen sie die Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit ihrer Quellen überprüfen.
8. Spiele und Apps zur Medienbildung: Es gibt zahlreiche pädagogische Spiele und Anwendungen, die auf spielerische Weise Medienkompetenz fördern.
9. Gastredner einladen: Expert:innen aus der Medienbranche oder dem Journalismus können praktische Einblicke in die Medienwelt geben und über ihre Erfahrungen berichten.
10. Regelmäßige Reflexion: Baue regelmäßige Reflexionsphasen ein, in denen die Schüler:innen über ihre Mediennutzung und -erfahrungen sprechen. Dies fördert das Bewusstsein für das eigene Medienverhalten.
11. Eltern einbeziehen: Organisiere Informationsveranstaltungen für Eltern, um sie über die Bedeutung der Medienkompetenz zu informieren und sie zu ermutigen, auch zu Hause das Thema zu thematisieren.
Du möchtest deine eigene Medienkompetenz und die deiner Schüler:innen fördern?
Am 12.12. findet unser erster Live-Talk statt zum Thema "Zwischen unkalkulierbaren Risiken und kreativem Potenzial-Schulischer Umgang mit digitalen Lebenswelten von Generation Alpha bis Generation Z".
SPIEGEL-Bestsellerautorinnen Silke Müller, Anika Osthoff und Leonie Lutz beleuchten digitale Trends und Risiken, die Kinder und Jugendliche beschäftigen. Sie diskutieren Möglichkeiten, um Lehrkräfte bei der Medienbegleitung von Schüler:innen und ihren Eltern zu unterstützen.
Netzlehrer Bob Blume moderiert den Talk.
Hier kannst du dich zu allen Schulflix-Webinaren anmelden und auch zu unserem Live-Talk.
Bei Schulflix findest du viele Kurse rund um Medienkompetenz und Medienbildung. Hier einige Beispiele: