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Begriffsklärung
Der Begriff Gender wird als "soziales Geschlecht" bezeichnet und unterscheidet sich von dem "biologischen Geschlecht" (sex). Das biologische Geschlecht beschreibt die körperliche Ausprägung von Geschlecht, die in der Wissenschaft unter verschiedene Kategorien, je nach Kontext der Forschung, gefasst werden. Am häufigsten werden folgende Kategorien benannt: Die männliche Geschlechtsausprägung, die weibliche Geschlechtsausprägung, die Intergeschlechtlichkeit/ variierende Geschlechtsausprägungen.
Das biologische Geschlecht ist nicht gleichzusetzen mit der Geschlechtsidentität. Unter Geschlechtsidentität wird "das tief empfundene innere und persönliche Gefühl der Zugehörigkeit zu einem Geschlecht" (LSBTIQ-Lexikon: Geschlechtsidentität) verstanden. Menschen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde, bezeichnen sich selbst als cis. Menschen, deren geschlechtliches Selbsterleben von dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht abweicht, bezeichnen sich als trans*. Menschen mit einer nicht-binären (non-binary) Geschlechtsidentität "haben eine Geschlechtsidentität, die weder-noch, also weder ganz/immer weiblich, noch ganz/immer männlich ist. Viele Nichtbinäre verstehen sich als trans*Menschen, manche aber auch nicht." (LSBTIQ-Lexikon: Nicht-binär).
Der aus dem englischen abgeleitete und durch die Sozialwissenschaft und den Feminismus geprägte Begriff "Gender" bezeichnet die sozialen und kulturellen Dimensionen des Geschlechtes. Im Unterschied zum biologischen Geschlecht geht es hier um Geschlechterrollen und gesellschaftlich geprägte Erwartungen an diese. Gender bezeichnet demnach die kulturelle und soziale Interpretation physiologischer Geschlechtsunterschiede, anders gesagt: die Konstruktion männlicher oder weiblicher Geschlechtsidentitäten. Die Unterscheidung zwischen sex und gender machte es möglich, zwischen angeborenen und erworbenen Geschlechtermerkmalen zu unterscheiden und die kausale Verknüpfung von Biologie und Sozialisation zu unterbrechen.
Quellen:
Bundeszentrale für politische Bildung (letzter Zugriff: Mai 2024): LSBTIQ-Lexikon
Bundeszentrale für politische Bildung (letzter Zugriff: Mai 2024): Soziologische Dimensionen von Geschlecht
"Rund 62% der queeren Jugendlichen in Deutschland verheimlichen in der Schule, dass sie lesbisch, schwul, bi, trans*, inter*, asexuell/aromantisch oder queer sind."
(Schlau Niedersachsen 2022, S.4)
Unsere Gesellschaft ist durch eine heteronormative, von einer Zweigeschlechtlichkeit ausgehenden, Weltanschauung geprägt. Dies kann dazu führen, dass Menschen den Druck empfinden, sich dieser Norm anzupassen.
Kinder und Jugendliche verbringen unglaublich viel Zeit ihres Lebens in der Schule und entwickeln während ihrer Schulzeit ihre ganz eigene Identität. Unter anderem auch ihre geschlechtliche Identität. In vielen institutionellen Strukturen der Schule wird die Vielfalt von Geschlechtsidentitäten jedoch oft noch nicht mitgedacht. Bei Schultoiletten, Umkleideräumen, Gruppeneinteilungen und vielem mehr wird von einem binären Geschlechtersystem und cis Personen ausgegangen. Kinder und Jugendliche, die sich nicht als cis Personen identifizieren, erleiden aus diesen Gründen oft Ausgrenzungen in verschiedenen Formen und sind häufig von Mobbing und Diskriminierung oder "administrativen und infrastrukturellen Hindernissen betroffen. Die Barrieren führen zu struktureller Benachteiligung und gefährden den Lernerfolg der betroffenen Schüler*innen" (ebd. S. 4).
Quelle: Schlau Niedersachsen (2022): Geschlechtliche Vielfalt im Klassenzimmer. Infobroschüre zur Begleitung von trans*, inter*, und nicht-binären Jugendlichen in der Schule.
Das kann Deine Schule tun
• Schüler*innen mit den gewünschten Pronomen ansprechen: Pronomen sind ein wichtiger Teil gendergerechter Sprache. Menschen so zu bezeichnen wie sie es sich wünschen, sollte selbstverständlich sein. Genderneutrale Pronomen (Neopronomen) sind beispielsweise xier, xie, nin, dey, en, em oder they, them.
• Einrichtung von Unisextoiletten: Die Einrichtung von Unisextoiletten bietet Schüler*innen eine geschlechtsneutrale Option für den Toilettengang und trägt dazu bei, transidente Schüler*innen einen sichereren und inklusiveren Schulalltag zu ermöglichen.
• Geschlechtsneutrale Umkleideräume: Die Bereitstellung von geschlechtsneutralen Umkleideräumen ermöglicht es Schüler*innen, sich unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer Geschlechtsidentität wohl und sicher zu fühlen.
• Klassenfahrt: Wenn es darum geht, wer mit wem in welchem Zimmer auf Klassenfahrt untergebracht wird, sollten frühzeitig die Wünsche einer trans*, inter* und nicht-binären Person erfragt werden. Auch die Duschsituation sollte im Vorfeld geklärt werden.
• Ausbau der Beratungs- und Unterstützungsangebote: Die Schule kann ihre Beratungs- und Unterstützungsangebote ausbauen, um Schüler*innen mit Fragen rund um Geschlecht und Geschlechtsidentität besser zu unterstützen und ihnen einen sicheren Raum für Fragen, Austausch und Beratung zu bieten.