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In den Ergebnissen der IGLU-Studie 2021, die am 16.05.2023 veröffentlicht wurden, zeigt sich, dass die Lesekompetenz der Viertklässler:innen im Vergleich zur ersten Erhebung vor 20 Jahren und auch zur letzten Erhebung im Jahr 2016 signifikant sinkt. Im internationalen Vergleich befindet sich Deutschland zwar im Mittelfeld, trotz dessen zeigt die IGLU-Studie, dass ein Viertel der Teilnehmenden Viertklässler:innen das Mindestniveau der Lesekompetenz, das fürs weiterführende Lernen essenziell ist, nicht erreicht. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie Katharina Günther-Wünsch erklärt: "Die Ergebnisse der IGLU-Studie sind ernüchternd. Die Corona-Pandemie und eine zunehmend heterogene Schülerschaft stellen die Lehrkräfte vor immer größere Herausforderungen. Das ist uns bewusst, und wir werden uns diesen Herausforderungen stellen." (Pressemitteilung 36/23)
Auch die Ergebnisse der Studie "Lesesituation in der Grundschule" des Ernst Klett Verlags (2022, 1.450 Lehrkräfte wurden befragt) ist besorgniserregend. Nach der Studie erreichen 20% der Viertklässler nicht mehr den Mindeststandard im Lesen. Nur 8% der Viertklässler erfüllen im Lesen Optimalstandard.
Wir möchten Lehrkräfte mit dieser Herausforderung nicht alleine lassen, sondern mit hilfreichen Tipps zur Leseförderung in der Praxis unterstützen - denn Lesen ist der Schlüssel zur Welt und zum Lernen! 📖 💛
Die Förderung der Lesekompetenz bei Grundschüler:innen ist von entscheidender Bedeutung, da sie die Grundlage für ihre schulische Laufbahn, ihre persönliche Entwicklung und ihre aktive Teilnahme an der Gesellschaft bildet. Dabei spielen vor allem folgende Punkte eine wichtige Rolle:
Grundlage für den schulischen Erfolg: Lesen ist die Basis für das Lernen in der Schule und zählt zu einer der wichtigsten basalen Kompetenzen. Kinder, die in der Grundschule solide Lesefähigkeiten entwickeln, sind besser in der Lage, Unterrichtsmaterialien zu verstehen und in verschiedenen Fächern erfolgreich zu sein. Lesen ist aus diesem Grund eine Schlüsselkompetenz, die die Grundlage für erfolgreiches Lernen in allen Schulfächern bildet. Ein solides Fundament in der Grundschule legt den Grundstein für lebenslanges Lesen und Lernen.
Aufbau von Wissen: Durch das Lesen können Kinder Wissen aufbauen und sich in verschiedenen Themenbereichen informieren. Dies ist entscheidend für ihre intellektuelle Entwicklung und ihren weiteren Bildungsweg.
Förderung der Vorstellungskraft: Das Lesen von Geschichten und Büchern regt die Vorstellungskraft an. Kinder tauchen in Welten ein, die in ihren Köpfen entstehen, und entwickeln Kreativität und Fantasie.
Entwicklung von Sprachfähigkeiten: Lesen fördert das Sprachverständnis, den Wortschatz und die Grammatik. Dies sind Schlüsselfaktoren für die Entwicklung effektiver Kommunikationsfähigkeiten.
Steigerung des Selbstvertrauens: Kinder, die gut lesen können, haben oft mehr Selbstvertrauen in ihre schulischen Fähigkeiten. Dies beeinflusst ihre Motivation und ihren Glauben an ihre eigenen Fähigkeiten. Was der Glaube an sich selbst ausmachen kann, erfährst du in unserem Growth Mindset Dossier.
Kritische Denkfähigkeiten: Lesen lehrt Kinder, Informationen zu hinterfragen, verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen und kritisches Denken zu entwickeln.
Vorbereitung auf das Leben: Lesen ist eine grundlegende Lebenskompetenz. Sie ermöglicht es Kindern, Anleitungen zu befolgen, Informationen zu finden, Probleme zu lösen und sich in der Welt zurechtzufinden.
Förderung der Lesefreude: Wenn Kinder in der Grundschule Freude am Lesen entwickeln, neigen sie dazu, lebenslange Lesegewohnheiten zu entwickeln. Dies bereichert ihr Leben und eröffnet ihnen den Zugang zu einer Welt voller spannender Geschichten und Wissen.
Chancengleichheit: Die Förderung der Lesekompetenz in der Grundschule ist ein wichtiger Schritt zur Schaffung von Chancengleichheit. Kinder, die frühzeitig Lesen lernen, haben bessere Bildungschancen.
📖 Lesen ist ein schrittweiser Prozess, bei dem Kinder lernen, Buchstaben zu erkennen, Wörter zu verstehen und schließlich den Sinn von Texten zu erfassen. Erfahrene Leser können dies alles gleichzeitig tun. Aufgabe als Lehrkraft ist es, Schüler:innen auf dieser Reise zu begleiten und ihre Lesefähigkeiten nach und nach aufzubauen. Dies ist der Schlüssel zur Lesekompetenz und es beginnt in der Grundschule. Aus diesem Grund ist die Leseförderung in Grundschulen so wichtig!
Cornelia Rosebrock und Daniel Nix beschreiben den Prozess des Lesens in einem nützlichen Mehrebenenmodell, das neben den messbaren Kompetenzen während des Lesens auch die Dimensionen der subjektiven und sozialen Ebene mit in den Fokus rückt. Das Modell ist von innen nach außen zu betrachten.
📖 Die Prozessebene (der innerste Kreis, die kognitive Dimension) beschreibt den kognitiven Prozess des Lesens, bei dem die Schüler:innen zunächst die Schrift und die Worte aufnehmen und entziffern. Die Buchstaben-, die Wort-, und die Satzerkennung findet hier statt.
📖 Der kognitive Prozess wird von der subjektiven Ebene (Verarbeitungsdimension) umschlossen. Hier geht es vor allem um die Motivation und die innere Beteiligung, die die Schüler:innen beim und fürs Lesen mitbringen. Dabei spielt auch das lesebezogene Selbstkonzept eine entscheidende Rolle. Wenn Schüler:innen davon ausgehen, dass sie keine guten Leser:innen sind, wirkt sich dies stark auf ihre Lesekompetenz aus.
📖 Die soziale Ebene (Erfahrungsdimension) befindet sich ganz außen. Dies ist die Ebene, die die soziale Situation beschreibt, in der das Lesen stattfindet (Peer-Group, Familie, Schule). Hier geht es vor allem um die Kommunikation im Anschluss an den Text, seinen Lebensweltbezug und inwieweit das Umfeld der Schüler:innen das Lesen "anfordert, belohnt oder sogar unterstützt." Die soziale Ebene handelt außerdem davon, ob und wie oft die Schüler:innen in ihrem sozialen Umfeld überhaupt mit Texten verschiedener Formen in Kontakt kommen.
💛Als Lehrkraft ist es hilfreich diese drei Ebenen des Lesens zu kennen, um Lesefördermaßnahmen gezielt und ausgerichtet auf die verschiedenen Ebenen einsetzen zu können.
Quelle: Rosebrock, Cornelia & Nix, Daniel (2014): Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, 7. überarbeitete und erweiterte Auflage.
Die prozessbezogene Ebene
Beim lauten Vorlesen eines Textes verbessern Schüler:innen ihre Worterkennung, Lesegeschwindigkeit, Betonung und Intonation. Dies hilft ihnen, flüssiger zu lesen, Fehler zu erkennen und ihr Selbstbewusstsein beim Lesen zu stärken. Das Üben des Lautlesens fördert auch die Konzentration und Aufmerksamkeit der Kinder. Insgesamt trägt das Lautlesen dazu bei, die Leseleistung zu steigern und die Lesekompetenz zu verbessern. Hierbei gibt es zwei verschiedene Arten:
📖 Das wiederholte Lautlesen: Beim wiederholten Lesen lesen Schüler:innen denselben Textabschnitt mehrmals hintereinander. Dies fördert die Automatisierung der Worterkennung und die Steigerung der Lesegeschwindigkeit. Es hilft auch dabei, das Verständnis für den Text zu vertiefen, da beim wiederholten Lesen neue Einblicke gewonnen werden können.
📖 Das begleitende Lautlesen: Beim begleitenden Lautlesen lesen Schüler:innen einen Textabschnitt gemeinsam mit einer Lehrkraft oder erfahrenen Leser:innen. Dies ermöglicht den Schüler:innen, die richtige Betonung, Intonation und Aussprache zu hören und zu üben. Es ist eine effektive Methode, um das Lesen zu verbessern und das Selbstvertrauen beim Lesen zu stärken.
💛 Um spannende Lautlesesituationen im Klassenraum zu inszenieren, die das Lautlesen fördern, gibt es folgende Möglichkeiten:
📖 Tipp: Hier findest du Material zum Lautlesen vom Bildungsserver Berlin/Brandenburg: Materialpaket für Lautlese-Tandems
Die Subjektebene
Als Vielleseverfahren gelten die Leseförderverfahren, bei denen eine freie Lesezeit in den Unterricht eingebaut wird. In dieser Zeit können die Schüler:innen Bücher lesen, die sie sich ganz alleine aussuchen. Diese Bücher sind dabei nicht Teil des Unterrichtes und werden auch nicht gemeinsam besprochen.
💛 Zur Umsetzung in der Schule gibt es verschiedene Möglichkeiten. Lehrkräfte können beispielsweise feste Lesezeiten in ihren Unterricht integrieren, in denen alle ein Buch ihrer Wahl lesen müssen oder eine Leseolympiade starten, in welcher die Schüler:innen außerhalb des Unterrichtes ein Buch lesen und dazu begleitend einen Lesepass führen.
Leseanimation ist eine pädagogische Methode, um die Freude am Lesen zu fördern und das Interesse der Schüler:innen an Büchern zu wecken. Sie umfasst kreative Ansätze wie Vorlesestunden und Lesewettbewerbe, um die Lesekompetenz zu steigern und lebenslanges Lesen zu fördern.
💛 "Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste." Heinrich Heine
📖 Akademie für Leseförderung Niedersachsen: Materialien zur Förderung der Lesekompetenz in der Grundschule
📖 Ernst Klett Verlag: Montagspakete zur Leseoffensive mit hilfreichen Downloads und Materialien. #KlettLesepakt
📖 Lesejule: Material zum Lesen und Schreiben lernen
📖 Ideenpool Lesen: Leseförderung mit Apps
📖 Stiftung Lesen: Lesetipps und Unterrichtsideen
📖 Leseförderung: Unterrichtsmethoden, Aktionen und Buchsammlungen
In dieser Webinaraufzeichnung geht es darum, die Vielfalt an Apps kennenzulernen, mit denen das Lesen gefördert werden kann.
Gute Kinder-, Bilder- und Sachbücher geben Anlass zu Gesprächen, vermitteln Weltwissen, unterstützen die Sprachentwicklung und machen Lust aufs Lesen. Lesenlernen ist für viele Kinder Schwerstarbeit und positive Leseerlebnisse können zum Türöffner in die Welt des Lesegenusses sein. Eine nachhaltige Begegnung mit einem wunderbaren Buch erschließt sich erst mit Hilfe kleinerer Aktionen und Zugänge. Motiviert der Text? Welche Lesestrategien lassen sich anwenden? Welche Rolle spielen die Illustrationen? In dieser Webinar-Aufzeichnung erhältst du praxistaugliche methodische Anregungen für die tägliche Lesezeit.
Die PH OÖ unterstützt Schulen, die Lesekompetenz ihrer Schüler:innen auszubauen und hat dafür ein Fortbildungskonzept sowohl für die Primarstufe als auch für die Sekundarstufe entwickelt. Dies ist eine Lerneinheit ohne Zertifikat.